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DOI: 10.1055/s-0039-3400720
Impfungen bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen – eine Online-Umfrage hämostaseologisch tätiger Ärzte in Deutschland
Publication History
Publication Date:
20 November 2019 (online)
Hintergrund: Derzeit existieren keine einheitlichen Empfehlungen zum Injektionsweg für Impfungen bei Patienten mit angeborener Blutungsneigung. Trotz fehlender Zulassung einiger in Deutschland erhältlicher Impfstoffe für die subkutane Injektion, wird diese Applikation trotzdem empfohlen. Bei erhöhtem Blutungsrisiko sollten intramuskuläre Impfungen bei Patienten mit schwerer Blutungsneigung nur unter Prophylaxe mit Gerinnungspräparaten erfolgen. Bei postuliert erhöhtem Risiko einer Hemmkörperentwicklung wird dabei in der Regel ein zeitlicher Abstand zur Faktorengabe eingehalten.
Methoden: Zur Erfassung der aktuellen Impfstrategie in Deutschland erfolgte eine online-Befragung von hämostaseologisch tätigen Ärzten in Deutschland initiiert von der „Arbeitsgruppe Impfungen“ der Ständigen Kommission Hämophilie der GTH.
Ergebnisse: An der online Umfrage nahmen 39 Hämostaseologen teil (56% CCC, 28% HBE). Bei 51% erfolgen die Impfungen in Abhängigkeit vom Schweregrad der Blutgerinnungsstörung. Ausschließlich subkutane Impfungen werden von 28% der Hämostaseologen durchgeführt, subkutane Injektionen trotz fehlender Zulassung aber vorhandener Daten von 31% und nur 13% impfen strikt nach Zulassungsstatus. Unter subkutaner Injektion außerhalb der Zulassung werden seltene und keine Komplikationen in jeweils 48% und unter intramuskulärer Impfung seltene Komplikationen in 68% und keine Komplikationen in 32% dokumentiert. Als häufige Komplikationen nach subkutaner Injektion werden lokale Hautreaktionen (49%) und Granulome (26%), nach intramuskulärer Impfung Granulome (51%), lokale Hautreaktionen (44%) und Blutungen (33%) angegeben. Eine Impftiterkontrolle wird nach subkutaner Impfung von 42% und nach intramuskulärer Impfung von 19% der Hämostaseologen durchgeführt. Ein zeitlicher Abstand zwischen Faktorensubstitution und Impfung wird von 71% der Befragten eingehalten und ist kurzer vor subkutaner Impfung.
Zusammenfassung: Impfungen erfolgen sehr heterogen und die Applikationsform nach Schweregrad der Gerinnungsstörung. Von 59% werden subkutane Injektionen auch außerhalb der Zulassung durchgeführt. Komplikationen treten unter beiden Applikationsformen selten auf. Der zeitliche Abstand zwischen Faktorensubstitution und Impfung ist je nach Injektionsweg unterschiedlich. Evidenzbasierte Empfehlungen zum Injektionsweg bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen sind dringend notwendig.