Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E21
DOI: 10.1055/s-0039-3401116
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur voranschreitenden Medikalisierung komplizierter Schwangerschaften: Welche neuen Themen entstehen für Familien durch die neuen spezifischen perinatalen Behandlungssettings?

C Peter
1   Goethe Universität Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
,
R Schlößer
1   Goethe Universität Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
,
A Allendorf
1   Goethe Universität Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
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Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Die in jüngster Zeit entwickelten perinatalen Behandlungsansätze machen es möglich, nun Erkrankungen, Fehlbildungen oder andere Komplikationen beim Ungeborenen zu behandeln, die bis vor Kurzem noch nicht aussichtsreich erschienen. Viele Kinder haben erstmals echte Lebenschancen und die werdenden Eltern können hoffen, dass ihr Kind überleben und groß werden wird. Es gibt aber auch immer noch Konstellationen, in denen keine erfolgreichen medizinischen Interventionen möglich sind.

Was bedeutet diese fortschreitende und umfängliche Medikalisierung komplizierter Schwangerschaften für die werdenden Eltern? Wie beeinflusst sie deren kulturelle Vorstellungen von Schwangerschaft und Geburt? Zu welchen Themen müssen sie sich nun verhalten? Was wird für die Eltern in diesen sozial neuartigen Situationen des Zur-Welt-Kommens relevant?

Im Vortrag sollen die Ergebnisse jüngerer soziologischer Forschung zu besonderen Schwangerschaften aus drei Blickwinkeln vorgestellt werden.

  • Die risikosoziologische Perspektive möchte zeigen, wie sich das Schwangerschaftsrisiko individualisiert, wie Gewissheitsäquivalente gebildet werden und Wertaspekte eine zunehmende Bedeutung erlangen.

  • Die wissenssoziologische Perspektive fokussiert den elterlichen Umgang mit Ungewissheit, das Problem stellvertretender Deutungen und die Relevanz von Grenzsituationen für die elterliche Erfahrungsbildung.

  • Kultursoziologisch wird schließlich die Bedeutung des inwändigen Sterbens bei Fehl- bzw. Totgeburten und dessen Unsichtbarkeit, die Liminalität dieser Verlusterfahrung und die zeitgleiche Kollision von Geburt und Tod herausgestellt.