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DOI: 10.1055/s-0039-3401192
Inzidenz und Einflussfaktoren einer offenen Uterusruptur
Publication History
Publication Date:
27 November 2019 (online)
Einleitung:
Die zunehmende Inzidenz von Sectiones stellt im Hinblick auf die Geburtsplanung in der Folgeschwangerschaft eine klinische Herausforderung dar. Insbesondere die Uterusruptur kann als schwerwiegende Komplikation auftreten. Man unterscheidet zwischen gedeckten (Ruptur mindestens bis zum Myometrium reichend, aber Serosa intakt) und offenen Uterusrupturen (Serosa mitbetroffen). Vor allem die offene Uterusruptur ist mit einer hohen maternalen und neonatalen Morbidität verbunden. Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Inzidenz und Einflussfaktoren für eine offene Uterusruptur monozentrisch zu untersuchen.
Methodik:
Retrospektive Auswertung aller Patientinnen mit Uterusruptur zwischen 2005 und 2017 an der Klinik für Geburtsmedizin der Charité in Berlin. Relevante Fälle wurden mittels der ICD-Diagnosen O71.0 und O71.1 identifiziert und zusätzlich die Diagnose mittels Durchsicht der OP-Berichte überprüft. Eine Einteilung erfolgte entsprechend der OP-Berichte in gedeckte und offene Rupturen. Für die Daten der Vergleichsgruppe wurden alle Geburten berücksichtigt, welche in dem genannten Zeitraum an der gleichen Klinik stattfanden.
Ergebnisse:
Insgesamt konnten 92 Uterusrupturen bei 26.323 Geburten verifiziert werden. Dies entspricht einer Uterusrupturinzidenz von 0,35%. Darunter waren 2.977 Geburten bei Schwangeren nach Sectio. 83 der 92 Frauen mit einer Ruptur hatten eine Sectio in der Anamnese. Die Inzidenz von Uterusrupturen nach Sectio entspricht demnach 2,8%. Von den 92 Rupturen waren 60,9% (n = 56) gedeckt und 31,5% (n = 29) offen, 7,6% (n = 7) konnten den Gruppen aufgrund fehlender Information nicht zugeteilt werden. Signifikante Unterschiede gab es bezüglich des Geburtsmodus: während eine gedeckte Ruptur häufiger bei Frauen im Rahmen einer primären Re-Sectio auftrat (n = 27, 49,1%), zeigte sich eine offene Ruptur häufiger bei Frauen mit einem Versuch der Spontangeburt nach Sectio (n = 16, 66,7%). Des Weiteren trat eine offene Ruptur bei 13,8% (n = 4) ohne bekannte Uterusvoroperation auf. In der Gruppe der offenen Ruptur fanden sich mit 17,2% (n = 5) signifikant häufiger Plazentaimplantationsstörungen.
Maternale Komplikationen, wie eine transfusionspflichtige Anämie (27,6%, n = 8), sowie fetale Komplikationen, wie schwere Azidosen (25,9%, n = 7) und ein APGAR-5 ≤7 (37,5%, n = 12), traten signifikant häufiger in der Gruppe der offenen Ruptur auf.
Die Hysterektomierate betrug 4,3%. Es trat kein maternaler und 2 neonatale Todesfälle auf.
Schlussfolgerungen:
Bei einem vaginalen Geburtsversuch nach Sectio und selten ohne Voroperation treten offene Rupturen häufiger als gedeckte Rupturen auf. Diese sind auch häufiger symptomatisch, mit Implantationsstörungen der Plazenta assoziiert und sie weisen eine höhere neonatale Morbidität auf.
Gedeckte Rupturen werden hingegen eher bei primären Re-Sectiones beobachtet, der neonatale Ausgang ist besser und die Mütter leiden seltener an einer transfusionspflichtigen Anämie als bei der offenen Ruptur.