Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E56
DOI: 10.1055/s-0039-3401196
ePoster
ePoster Sitzung 1.6: Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich des peripartalen Managements sowie der perinatalen Mortalität und Morbidität bei iatrogener vs. spontaner Frühgeburt

A Grunewald
1   Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg – Klinik St. Hedwig, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
B Seelbach-Göbel
1   Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg – Klinik St. Hedwig, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
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Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Zahl der Frühgeborenen (FG) ist in den letzten Jahrzenten auf rund 9% in Deutschland gestiegen. Während die Zahl der spontanen (spon) FG weitestgehend konstant geblieben ist, ist die Zunahme v.a. auf die iatrogene (iat) Indikation zurückzuführen. Unterscheiden sich iat und spon FG im Outcome?

Material/Methode:

Die Daten sind retrospektiv über einen Zeitraum von 60 Monaten mittels der krankenhauseigenen Datenbank erhoben worden. Sie beinhalten alle FG, die in einem universitären Perinatalzentrum Level 1 < 34 SSW geboren wurden. Mehrlinge und Patienten, die im Behandlungsverlauf weiterverlegt wurden, sind ausgeschlossen worden. Es wurden 2 Kollektive gebildet & mittels statistischer Verfahren miteinander verglichen: iat FG und deren Mütter (iK) sowie spon FG und deren Mütter (sK).

Ergebnisse:

Es wurden 385 Mutter-Kind-Paare eingeschlossen, 220 sK & 165 iK. Das Gestationsalter bei Geburt zeigte keine Unterschiede (iK 212,5 d vs. sK 212,3 d; p = 0,317), das Geburtsgewicht war im sK signifikant (sig) höher (iK 1266 g vs. sK 1575 g; p < 0,001). Die Mütter des iK waren sig älter (iK 31,33a vs. sK 30,15a; p = 0,035).

Im Outcome wies das iK sig niedrigere Nabelschnur-pH-Werte (iK 7,25 vs. sK 7,32; p < 0,001), niedrigere BE-Werte (iK -5,02 vs. sK -2,58; p < 0,001) & niedrigere 1 min APGAR-Werte (iK 5,5 vs. sK 6,35; p = 0,005) auf. Die 5 min & 10 min APGAR-Werte unterschieden sich nicht sig.

Es waren keine sig Unterschiede in der perinatalen Mortalitätsrate (iK 14,1% vs. sK 9,1%; p = 0,128) und Beatmung ermittelbar (nur CPAP: iK 35,4% vs. sK 32,5%, CPAP+Intubation iK 35,4% vs. sK 32%, nur Intubation iK 2,8% vs. sK 3%; p = 0,316).

Weiterhin gab es keine sig Unterschiede in der perinatalen Morbiditätsrate (iK 75,1% vs. sK 80,3%; p = 0,056). Auch bei Betrachtung der perinatalen Erkrankungen im Detail, gab es keine sig Unterschiede betreffend BPD (iK12,6% vs. sK 12,9%; p = 0,924), Apnoe-Bradykardie-Syndrom (iK 55,9% vs. sK 53,5%; p = 0,654), RDS (iK 44,9% vs. sK 40,3%; p = 0,388), IVH (iK 15,9% vs. sK 20,6%; p = 0,452), PVL (iK 0,7% vs. sK 1,5%; p = 0,496), ROP (iK 17,3% vs. sK 12,7%; p = 0,25), Sepsis/SIRS (iK 10,4% vs. sK 13,8% p = 0,347) & hämodynamisch relevantem PDA (iK 14% vs. sK 11,9%; p = 0,576).

Nur an NEC erkrankten sig mehr FG des iK (iK 7,7% vs. sK 1,5%; p = 0,004).

Alle Erkrankungen waren mit einem sig niedrigeren Gestationsalter, Geburtsgewicht (außer PVL) und APGAR nach 1 min (außer PVL und NEC) assoziiert. NEC-Erkrankte waren sig häufiger aufgrund eines pathologischen CTG/Doppler entbunden worden (NEC 78,6% vs. nicht NEC 37,7%; p = 0,002).

Diskussion:

Obwohl iat FG schlechtere Startbedingungen hatten (weniger Gewicht bei ähnlicher SSW & schlechtere Vitalparameter unmittelbar postnatal), unterschieden sich iK und sK im weiteren perinatalen Outcome kaum voneinander. Um den Einfluss eines geringen Gestationsalters auf das Outcome zu kompensieren, steht die Optimierung des Entbindungszeitpunktes bei FG im Fokus des geburtshilflichen Managements.