Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E78-E79
DOI: 10.1055/s-0039-3401247
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ePoster Sitzung 2.4: Maternale Erkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risiken einer antikonvulsiven Therapie mit Lacosamid in der Schwangerschaft

W Paulus
1   Universitätsfrauenklinik Ulm, Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie, Ulm, Deutschland
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Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Fragestellung:

Lacosamid ist seit September 2008 in Deutschland zur Zusatzbehandlung (add-on) von Epilepsie-Patienten ab 16 Jahren zugelassen, die unter fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung leiden. Unter antikonvulsiver Therapie in der Schwangerschaft wird seit langem ein Anstieg der Prävalenz von Fehlbildungen diskutiert. Dies gilt insbesondere für eine Polytherapie. Bislang wurde nur eine Serie von sieben prospektiv verfolgten Lacosamid-Fällen publiziert, unter denen sich vier Kinder mit Fehlbildungen befanden (Hoeltzenbein et al 2011).

Methoden:

Von unserer Pharmakovigilanz- und Beratungsstelle wurden seit 2009 19 Fälle prospektiv erfasst, in denen eine Schwangerschaft unter antikonvulsiver Kombinationstherapie mit Lacosamid eingetreten war. Nach Feststellung der ungeplanten Schwangerschaften wurde unser Zentrum von den betreuenden Fachärzten im Hinblick auf teratogene Risiken kontaktiert. Schwangerschaftsverlauf und kindliches Befinden wurden bis mindestens drei Monate nach Geburt dokumentiert.

Ergebnisse:

Aufgrund der unklaren Datenlage entschieden sich drei Patientinnen für einen Schwangerschaftsabbruch. 16 Frauen trugen ihre Schwangerschaften aus, wobei in 12 Fällen die Therapie mit Lacosamid aufgrund des komplexen Anfallsleidens bis zur Geburt beibehalten wurde. Unter den 16 ausgetragenen Schwangerschaften registrierte man drei Kinder mit Anomalien (Ventrikelseptumdefekt, psychomotorische Entwicklungsverzögerung, Gaumenspalte + Aortenstenose), deren Mütter unter einer durchgehenden Kombinationstherapie mit Lacosamid standen.

Schlussfolgerungen:

Angesichts der begrenzten Datenlage sollte von einer gezielten Einnahme von Lacosamid bei Kinderwunsch derzeit noch abgesehen werden. Allerdings scheint nach unseren Erfahrungen das Risiko für kindliche Fehlbildungen unter mütterlicher Therapie mit Lacosamid geringer als bisher angenommen.