Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E92-E93
DOI: 10.1055/s-0039-3401281
ePoster
ePoster Sitzung 2.8: Sozialperinatologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geburtsnachgespräch – Kommunikation als Ressource zur Verarbeitung der Geburt

K Piwecki
1   Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, Ludwigshafen, Deutschland
,
L Klietz
1   Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, Ludwigshafen, Deutschland
,
AL Becker
1   Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, Ludwigshafen, Deutschland
,
N Knape
1   Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, Ludwigshafen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Frauen stellen die unterschiedlichsten Erwartungen an die Geburt ihres Kindes und die Erfüllung dieser beeinflusst maßgeblich die Bewertung des Geburtsereignisses (Bloemeke, 2015). Werden Vorstellungen nicht erfüllt, kann dies zu Enttäuschungen führen (Hauck, Fenwick, Downie & Butt, 2007). Darüber hinaus hat eine Geburt als lebensveränderndes Ereignis das Potential, durch nachhaltige emotionale Reaktionen, Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit zu nehmen (Hermann, 2014). Fenech und Thomson (2014) beschreiben, dass das Risiko eine postpartale Depression, eine gestörte Mutter-Kind-Bindung oder Still- oder Beziehungsprobleme zu entwickeln, durch ein unverarbeitetes Geburtserlebnis, steigt. Auch ein möglicher negativer Einfluss auf Folgeschwangerschaften wird von ihnen beschrieben. Durch ein Geburtsnachgespräch kann nachhaltig auf die Gesundheit und die positive Entwicklung der Familie Einfluss genommen werden (Grieshop, 2014). Auch das Bundesministerium für Gesundheit (2017) betont in den Nationalen Gesundheitszielen die Relevanz eines routinemäßigen Geburtsnachgespräches. Allerdings waren keine Forschungsergebnisse darstellbar, welche die Perspektive der Frauen und ihren Bedarf hinsichtlich eines Nachgesprächs erhoben hatten. Dementsprechend wurde mit der vorliegenden Forschungsarbeit untersucht, wie Frauen die Möglichkeit erleben, ihr Geburtserleben in einem Nachgespräch mit Fachkräften zu reflektieren und welche Bedarfe sie bezüglich eines Nachgespräches äußern. Zudem wird die Ist-Situation zu den Gesprächsangeboten und das Geburtserleben aus der Perspektive der Frauen erhoben. Zielsetzung der Studie ist es, Erkenntnisse hinsichtlich einer bedürfnisgerechten postpartalen Betreuung zu generieren.

Material/Methode:

Die Daten wurden im Rahmen einer Querschnittstudie, unter Anwendung einer anonymisierten Onlinebefragung, erhoben. Die Zielgruppe sind Frauen, deren letzte Geburt 8 Wochen bis 6 Monate zurücklag (n = 109). Der Fragebogen wurde nach etablierten Methoden der Fragebogenkonstruktion sowie unter Anwendung der deutschen Übersetzung des validierten, englischsprachigen Labour Agentry Scale zur Messung von Kontrollerleben während der Geburt konstruiert (Hodnett, 1987; Mattern & Ayerle, 2018 unpublished). Die Daten wurden mit der Software SPSS, Version 25 ausgewertet.

Ergebnisse:

In der Analyse der Ergebnisse zeigt sich ein großer Bedarf, die Geburt nachzubesprechen. Insgesamt wurde mit 39,5% der Teilnehmerinnen ein Geburtsnachgespräch geführt. Die Mehrheit der Gespräche ergab sich situativ und dauerte weniger als 15 Minuten. In der Bedarfsanalyse wurde als gewünschter Zeitpunkt des Gesprächs der Zeitraum zwischen dem 2. und 10. Tag postpartum angegeben. Die Mehrheit der Befragten wünscht sich ein Gespräch mit dem, bei der Geburt anwesenden, Fachpersonal. Außerdem zeigt sich, dass ein erhöhter Gesprächsbedarf mit einem negativeren Geburtserlebnis korreliert.

Diskussion:

Aus den vorliegenden Daten geht hervor, dass das Gesundheitsziel von 2017 in dieser Stichprobe nur unzureichend erfüllt wird. In der Praxis bestehen bereits Bemühungen, dem Gesprächsbedarf von Müttern gerecht zu werden. Es fehlen allerdings geeignete Modelle und Konzepte zur Durchführung sowie die entsprechenden Rahmenbedingungen. Auch sind die Effekte eines Nachgespräches bislang nicht Gegenstand der aktuellen Forschung.