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DOI: 10.1055/s-0039-3402178
Metabolische Veränderungen bei Erwachsenen mit homozygotem Alpha1-Antitrypsinmangel (Pi*ZZ Genotyp)
Publication History
Publication Date:
03 January 2020 (online)
Hintergrund:
Alpha1-Antitrypsin (AAT) ist ein hepatisch produziertes Protein mit zahlreichen metabolischen und immunomodulatorischen Funktionen. Der durch AAT-Mutation hervorgerufene, klassische schwere AAT-Mangel (Pi*ZZ) führt durch eine Leber- und Lungenbeteiligung zu einer verminderten Lebenserwartung. Da die metabolischen Auswirkungen dieser Mutation weitgehend unbekannt sind, evaluierten wir die Körperzusammensetzung und metabolische Parameter in einer großen, internationalen Kohorte von Pi*ZZ-Individuen.
Methodik:
Wir rekrutierten prospektiv 160 Pi*ZZ-Probanden und 80 gematchte Kontrollen ohne eine AAT-Mutation (Pi*MM). Lungenbeschwerden wurden anhand des COPD Assessment Tests (CAT) quantifiziert, wohingegen die Leberbeteiligung mittels transienter Elastografie (TE) inklusive liver stiffness measurement (LSM, Fibrose-Marker) und controlled attenuation parameter (CAP, Steatose-Marker) charakterisiert wurde. Die Körperzusammensetzung wurde mithilfe einer Bioimpedanz-Analyse (BIA) erfasst. Das Hepatokin Fetuin-A wurde mittels ELISA gemessen.
Ergebnisse:
Verglichen mit Pi*MM, präsentierten sich Pi*ZZ-Träger mit höheren CAT- (15,7 vs. 7,3, p < 0,0001), LSM- (7,3 vs. 4,3 kPa, p < 0,0001) und CAP-Werten (265 vs. 236 dB/m, p < 0,0001). Zudem waren sie stärker insulinresistent (HOMA-IR 2,74 vs. 1,61, p < 0,0001), hatten erhöhte Fetuin-A- (1,3 vs. 1,1 g/l, p < 0,0001) und erniedrigte Triglyzerid-Werte (95,83 vs. 124,34 mg/dl, p < 0,0001). Trotz ähnlicher BMI-Werte (24,53 vs. 24,89 kg/m2, p = 0,558), zeigten Pi*ZZ-Individuen weniger Skelettmuskelmasse (22,53 vs. 25,62 kg, p = 0,026) und einen erniedrigten Phasenwinkel, welcher als genereller Gesundheits- und Ernährungsmarker dient (5,29 vs. 6,01 °, p < 0,0001). Pi*ZZ-Patienten mit einer fortgeschrittenen Leberfibrose verfügten über ein erhöhtes viszerales Fett (VAT 3,31 vs. 2,28 Liter, p = 0,015), während Pi*ZZ-Individuen mit einer Lungenbeteiligung eine Sarkopenie aufwiesen (Skelettmuskelmasse 21,54 vs. 25,62 kg, p = 0,006). Die stärkste Korrelation mit LSM zeigte VAT (rho = 0,537, p < 0,0001); während VAT, Taillenumfang und BMI moderat mit dem CAP korrelierten.
Fazit:
Unsere Daten demonstrieren die in Pi*ZZ-Patienten stattfindenden metabolischen Veränderungen und weisen auf die Notwendigkeit einer ernährungsmedizinischen Betreuung dieser Patienten hin.