Osteologie 2020; 29(01): 46-47
DOI: 10.1055/s-0039-3402835
1. Freie Vorträge I
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusammenhang zwischen kumulativer Glukokortikoiddosis und Fraktur-Prävalenz bei rheumatoider Arthritis

P Oelzner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Rheumatologie/Osteologie, Jena, Germany
,
A Schwabe
2   Gemeinschaftspraxis, Kahla, Germany
,
T Eidner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Rheumatologie/Osteologie, Jena, Germany
,
A Pfeil
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Rheumatologie/Osteologie, Jena, Germany
,
G Wolf
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Rheumatologie/Osteologie, Jena, Germany
,
G Lehmann
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Rheumatologie/Osteologie, Jena, Germany
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Publication History

Publication Date:
25 February 2020 (online)

 

Einleitung Die Effekte von Glukokortikoiden (GK) auf den Knochen sind bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen komplex und teils gegenläufig. Ungünstige Effekte einer GK-Langzeittherapie, welche wesentlich auf Hemmung der Knochenformation und Verminderung der Knochenqualität basieren, sind unbestritten. Andererseits können GK durch Suppression der den Knochen schädigenden Entzündung prinzipiell auch osteoprotektive Effekte entfalten. Ziel unserer Untersuchung war es, Knochenmineraldichte (BMD) sowie Prävalenz osteoporotischer Frakturen (Fx) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) in Abhängigkeit von der kumulativen GK-Dosis (kGCD) zu untersuchen.

Methode 704 Patienten mit RA (558 Frauen und 146  Männer, mittleres Alter 58,9 ± 12,9 Jahre, mittlere Erkrankungsdauer 10,4 ± 10,3 Jahre) wurden in Abhängigkeit von der kGCD in vier Gruppen unterteilt: Gruppe 1: Patienten ohne GK (n = 157), Gruppe 2: Patienten mit kGCD ≤ 5 g (n = 177), Gruppe 3: Patienten mit kGCD 5 - ≤ 10 g (n = 159); Gruppe 4: Patienten mit kGCD > 10 g (n = 211). Neben der mittels dualer X-ray-Absorptiometrie (DXA) ermittelten BMD an Lendenwirbelsäule (BMD-LS), Schenkelhals (BMD-SH) und Gesamthüfte (BMD-H) wurden Fx, demografische Daten, entzündliche Aktivität, durchschnittliche tägliche GK-Dosis und kGCD erfasst. Grundlage der Datenerhebung war der Zeitpunkt der ersten DXA.

Ergebnisse Der Prozentsatz aller osteoporotischen Fx (oFx) lag bei 19,3 %, in 10,2 % fanden sich vertebrale Fx (vFx). Von oFX waren Frauen signifikant häufiger betroffen als Männer (22,1 % vs. 8,7 %; <0,001), für vFx fand sich nur ein numerischer Unterschied (11 % vs. 6,7 %). Signifikante Unterschiede in Alter und Geschlecht bestanden zwischen den vier Gruppen nicht. Obwohl mit 22,7 % die höchste oFX-Prävalenz in der Gruppe mit kGCD > 10 g vorlag, fanden sich in Abhängigkeit von der kGCD keine signifikanten Unterschiede: Gruppe 1: 17,8 %, Gruppe 2: 19,2 %, Gruppe 3: 17 %. Für vFX ergab sich dagegen eine deutliche Abhängigkeit von der kGCD: Gruppe 1: 7,6 %, Gruppe 2: 6,8 %; Gruppe 3: 11,3 %, Gruppe 4: 13,7 %, p = 0,019. Wurden Gruppen 3 und 4 sowie 1 und 2 zusammengefasst, zeigte sich für Patienten mit kGCD > 5 g eine mit 12,7 % gegenüber jenen ohne GK bzw. kGCD ≤ 5 g (7,1 %) nahezu verdoppelte Prävalenz von vFx (p = 0,015). Die höchste BMD fand sich an allen Messorten für Patienten mit kGCD ≤ 5 g. BMD-SH und BMD-H lagen höher als in Gruppe 1 (p < 0,05) und Gruppe 2 (p < 0,01 bzw. <0,001) und an allen Messorten höher als in Gruppe 3 (p < 0,001). Die BSG war bei Patienten ohne GC signifikant höher als in allen anderen Gruppen (p < 0,05-0,01).

Diskussion Die Befunde sprechen dafür, dass kumulative GK-Dosen bis 5 g bei RA durch Suppression der Entzündung bei RA einen osteoprotektiven Effekt haben können, höhere kumulative Dosen jedoch mit einer signifikanten Abnahme von BMD und einem erhöhten Risiko von vFx einhergehen.

Keywords Rheumatoide Arthritis, Glukokortikoide, Frakturen

Korrespondenzadresse Peter Oelzner Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Rheumatologie/Osteologie, Am Klinikum 1, 07740 Jena, Deutschland, Germany.

E-Mail peter.oelzner@med.uni-jena.de