Pneumologie 2020; 74(S 01): 7
DOI: 10.1055/s-0039-3403065
Freie Vorträge (FV02) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Neue praxisrelevante Forschungsergebnisse zu Bronchiektasen und pneumologischen Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nutzung der elektronischen Arzneimittelverordnung zur Optimierung der Therapiedauer bei Pneumonie und COPD-Exazerbation

F Leo
Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
,
M Bannehr
Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
,
H Semper
Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
,
C Grohé
Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Hintergrund: Im klinischen Alltag ist die Behandlungsdauer bei ambulant und nosokomial erworbenen Pneumonien (CAP und HAP) und COPD-Exazerbation (AECOPD) oft länger als in den nationalen und internationalen Leitlinien empfohlen. Antibiotic-Stewardship-(ABS-)Interventionen können dazu beitragen, die Leitlinienadhärenz zu erhöhen. Durch Vermeidung unnötig langer Therapien können unerwünschte Wirkungen reduziert sowie Krankenhausliegedauer und Antibiotikaverbrauch gesenkt werden.

Methoden: Im Rahmen eines ABS-Pilotprojektes an der Klinik für Pneumologie der Evangelischen Lungenklinik Berlin wurde ein ABS-Interventionstool, bestehend aus einer „Automatic Stop Order“ mit „Clinical Decision Support“, in das elektronische Arzneimittelverordnungssystem implementiert. Die Dauer der Antiinfektivatherapie bei Patienten mit CAP, HAP und AECOPD in den 24 Wochen vor der Intervention und in den 24 Wochen nach Intervention wurde retrospektiv ausgewertet. Die mittlere Therapiedauer vor und nach Intervention wurde mit dem t-Test für unverbundene Stichproben verglichen, mit dem Chi-Quadrat-Test wurde der Anteil der leitliniengerecht behandelten Patienten vor und nach Intervention verglichen.

Ergebnisse: Ausgewertet wurde die Dauer der antiinfektiven Therapie bei 210 Patienten (109 Patienten vor vs. 101 Patienten nach Intervention). Die mittlere Therapiedauer vor vs. nach Intervention lag indikationsübergreifend bei 9,59 vs. 7,25 Tagen (p < 0,001), bei CAP 9,93 vs. 7,21 Tage (p < 0,001), bei HAP 10,21 vs. 7,81 Tage (p = 0,05) und bei AECOPD 8,41 vs. 6,83 Tage (p = 0,14). Der Anteil der leitliniengerechten Therapiedauern lag vor Intervention bei 35,8% (39/109 Patienten und nach Intervention bei 69,3% (70/101 Patienten).

Schlussfolgerung: „Automatic Stop Order“ und „Clinical Decision Support“ bei der elektronischen Arzneimittelverordnung sind effektive ABS-Tools zur Optimierung der Therapiedauer und Verbesserung der Leitlinienadhärenz bei der antiinfektiven Behandlung der Pneumonie.