Pneumologie 2020; 74(S 01): 7
DOI: 10.1055/s-0039-3403067
Freie Vorträge (FV02) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Neue praxisrelevante Forschungsergebnisse zu Bronchiektasen und pneumologischen Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anti-IL5 und anti-IL5R-alpha Therapie bei Patienten mit klinisch signifikanten Bronchiektasen und einem eosinophilen Endotyp: eine retrospektive Fallserie

J Rademacher
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
S Konwert
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
J Fuge
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
S Dettmer
2   Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Institut für Radiologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
T Welte
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
FC Ringshausen
1   Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Bronchiektasen stellen eine ätiologisch heterogene Erkrankung und dementsprechend häufig eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die Therapie mit Mepolizumab oder Benralizumab hat bei Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma zu einer Reduktion der Exazerbationsrate geführt. Es gibt wenige Hinweise auf einen eosinophilen Endotyp bei Bronchiektasen.

Das Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung des Effektes einer antieosinophilen Therapie bei ausgewählten Patienten mit der primären Diagnose von Bronchiektasen und reproduzierbar erhöhten Eosinphilenzahlen im Blut.

Insgesamt wurden in der Zeit von Januar 2016 bis Oktober 2018 450 Patienten regelmäßig in der Bronchiektasen-Ambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover betreut. Davon hatten 17% eine wiederholte Bluteosinophilenzahl ≥ 300 Zellen/µL während klinischer Stabilität. In 21 Patienten haben wir uns aufgrund einer refraktären Erkrankung trotz intensivierter Therapie für eine antieosinophile Therapie entschieden. 12 Patienten haben Mepolizumab und 9 Patienten Benralizumab erhalten und es wurde eine Verlaufskontrolle nach 3 und 6 Monaten (inklusive Exazerbationsrate, Sputummenge, modifizierter Medical Research Council [mMRC] als Dyspnoeskala, Lebensqualität als Visuelle Analogskala [VAS]) durchgeführt.

In der Patientengruppe waren 48% weiblich und das mediane Alter lag bei 55 (IQR 51 – 58) Jahren. Nach 6 Monaten Therapie zeigte sich eine Verbesserung der FEV1 von 53 (40 – 69) auf 68 (38 – 94) %/Soll (p = 0,033). Die Exazerbationsrate konnte von 3 (1 – 6) auf 1 (0 – 3) reduziert werden (p = 0,059). Ähnliche Ergebnisse erbrachten die mMRC von 2 (1 – 3) auf 0 (0 – 1) (p = 0,008), die Lebensqualität (VAS) von 4 (3 – 6) auf 7 (5 – 8) (p = 0,002), die Eosinophilenzahl von 800 (550 – 1240) auf 100 (0 – 100) Zellen/µL (p < 0,001) und das Sputumvolmen von 10 (8 – 25) ml auf 8 (0 – 14) ml (p = 0,009). Bei allen Patienten mit oraler Steroidtherapie (14) konnte diese reduziert (6) oder beendet (8) werden.

Unsere Fallserie deutet darauf hin, dass eine Anti-IL5 und anti-IL5Rα Therapie eine Option für Patienten mit schwerer Bronchiektasen-Erkrankung und einer begleitenden Eosinophilie darstellen könnte.