Pneumologie 2020; 74(S 01): 17
DOI: 10.1055/s-0039-3403095
Posterbegehung (PO01) – Sektion Pneumologische Onkologie
Lungenkarzinom, Chemotherapie und andere Aspekte
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik psychosozialer Belastungen bei Patienten mit Lungenkarzinom im klinischen Alltag – Zusammenhänge zwischen dem Hornheider-Screening Instrument und dem EORTC QLQ-C30/-LC29

M Koch
1   Med. Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität Regensburg
,
L Gräfenstein
2   Kreisklinik Wörth a. d. Donau
,
M Koller
3   Zentrum für Klinische Studien, Universitätsklinikum Regensburg
,
C Schulz
1   Med. Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität Regensburg
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Hintergrund: Patienten, die an Lungenkrebs erkranken, sind häufig psychosozial belastet. Das Hornheider-Screening Instrument (HSI) ist ein validierter Fragebogen zur Evaluation von psychosozialen Belastungsfaktoren bei Tumorpatienten.

Mit den Fragebögen der EORTC (Kernfragebogen QLQ-C30 und aktualisiertes Lungenkrebs-Modul LC29) gibt es ein Instrument, das neben der psychosozialen Belastung weitere Aspekte der Lebensqualität abbildet, wie z. B. funktionale Einschränkungen.

Ziel der vorliegenden Studie war es, HSI und die EORTC-Fragebögen gleichzeitig einzusetzen und deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu untersuchen.

Methodik: Es handelt sich um eine Teilstudie einer prospektiven klinischen Multicenterstudie. Eingeschlossen wurden 81 Patienten mit Lungenkrebs, die sich in Behandlung am Universitätsklinikum Regensburg oder im Krankenhaus Barmherzige-Brüder Regensburg befanden und den HSI und die EORTC-Bögen ausfüllten.

Ergebnis: 39 Patienten (48,1%) galten laut HSI als betreuungsbedürftig bzw. als psychosozial belastet. Die höchste Korrelation der beiden Messinstrumente ergab sich zwischen HSI und den EORTC-Skalen emotionale Funktion (r = 0,59) und globale Lebensqualität (r = 0,495, p < 0,001).

Verwendet man die EORTC-Bögen als Screening Instrument mit 50 als Cut-off, so ergibt sich über alle 24 untersuchten EORTC-Skalen bei durchschnittlich 29,5% der Patienten ein Betreuungsbedarf. Der höchste Betreuungsbedarf wurde in Bezug auf die Aspekte existenzielle Ängste (66,7%) und Müdigkeit (63,0%) ermittelt.

Beim Abgleich des ermittelten Betreuungsbedarfs durch HSI bzw. EORTC ergeben sich die größten Übereinstimmungen hinsichtlich der Aspekte Müdigkeit und existenzielle Ängste (jeweils 38,3%) sowie der emotionalen Funktion und globalen Lebensqualität (jeweils 27,2%).

Schlussfolgerung: Psychoonkologischer Betreuungsbedarf ist mit einer schlechteren Lebensqualität assoziiert. Das HSI liefert einen ersten Anhaltspunkt über das Vorliegen psychosozialer Belastungsfaktoren von Tumorpatienten, erfasst jedoch nicht zuverlässig spezifischere Inhalte der Lebensqualität. Die EORTC-Instrumente vermögen Problembereiche noch besser zu konkretisieren und können dazu beitragen, die Anzahl betreuungsbedürftiger Tumorpatienten weiter einzugrenzen.