Pneumologie 2020; 74(S 01): 17-18
DOI: 10.1055/s-0039-3403096
Posterbegehung (PO01) – Sektion Pneumologische Onkologie
Lungenkarzinom, Chemotherapie und andere Aspekte
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vom Dampfen und Rauchen: Risikobewertung neuer tabak- oder nikotinfreisetzender Systeme

I Hohenadel
St. Josefkrankenhaus
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

In Deutschland ist der Umsatz von elektronischen (E) Zigaretten von 5 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 400 Millionen Euro in 2018 ansteigend. In 2018 nutzen 21% der US-Zwölftklässler nikotinhaltige E-Zigaretten. Die Werbung verspricht keine gesundheitsschädliche Auswirkungen. Anhand der aktuellen Datenlage werden E-Zigaretten, Verdampfer, Wasserpfeifen und Dampfsteine in Bezug auf gesundheitliche Beeinträchtigungen beurteilt.

Bei den E-Zigaretten werden Liquids bis 120 Grad erhitzt versus 800 Grad bei Tabakzigaretten. Beim Erhitzen der Liquids entstehen krebserregendes Formaldehyd und Acetaldehyd, die Zusatzstoffe werden nicht getestet. In den USA werden schwere unklare Lungenerkrankungen bei über 190 Patienten nach nikotin- oder cannabishaltigen E-Zigarettenkonsum beobachtet, bei denen eine allergische oder toxische Wirkung des Dampfes diskutiert wird.

Die neuen nikotinfreisetzenden Verdampfer als „Zwischending“ zwischen Tabak-Zigarette und E-Zigarette werden auf 350 Grad erhitzt wie bei der E-Zigarette, enthalten aber Tabak mit dem gewünschter Tabakgeschmack und haben sie ein entsprechendes Suchtpotential. Durch Hinzufügen süßlicher Fruchtaromen mit Überlagerung des bitteren Tabakgeschmacks sprechen sie vor allem auch Nichtraucher und Jugendliche als neue Zielgruppe an. Auch beim Tabakerhitzen enstehen krebserregende Stoffe, so wird im Dampf das krebserregende Acenaphthen 295% einer Tabakzigarette nachgewiesen.

Bei Wasserpfeifen werden durch den kälteren Rauch Chrom, Nickel und Blei tiefer in die Lunge gezogen mit erhöhtem Krebsrisiko der Lippe, Harnblase und Lunge. Der Kohlenmonoxyd-Gehalt ist durch unvollständigem Verbrennen der Kohle 10-mal höher als bei Zigaretten. Bei Nutzung von nikotinfreien Shiazo-Dampfsteinen besteht neben dem erhöhten Kohlenmonoxydgehalt die Bildung des krebserregendes Acrolein aus dem Feuchthaltemittel Glycerin.

Die European Respiratory Society kann in 2018 erhitzte Tabakprodukte nicht empfehlen, da diese auch bei möglicherweise weniger schädigenden Wirkung trotzdem schädigend und hochgradig süchtigmachend sind. 75% aller Studien werden von der Tabakindustrie finanziert, daher sind unabhängige Langzeitstudien in diese Frage notwendig.