Pneumologie 2020; 74(S 01): 29
DOI: 10.1055/s-0039-3403121
Posterbegehung (PO03) – Sektion Klinische Pneumologie
Neues zum Asthma bronchiale – Schwerpunkt schweres Asthma
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retrospektive Analyse zum Einsatz kurzwirksamer Beta-2-Sympathomimetika (SABA) bei Patienten mit Asthma in Deutschland

H Worth
1   Facharztforum Fürth; Pneumologische Praxis Dr. Kellermann
,
CP Criée
2   Pneumologie, Beatmungsmedizin/Schlaflabor; Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende; Department of Sleep and Respiratory Medicine, Evangelical Hospital Goettingen-Weende, Bovenden, Germany
,
A Schneider
3   Astrazeneca GmbH Wedel
,
C Vogelmeier
4   Universitätsklinikum Gießen U. Marburg, Standort Marburg; Innere Medizin; Sp Pneumologie
,
P Kardos
5   Lungenpraxis Maingau
,
E Becker
6   Iqvia Frankfurt/Main
,
K Kostev
7   Iqvia,; Iqvia Frankfurt/Main; Epidemiology
,
I Mokros
3   Astrazeneca GmbH Wedel
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Hintergrund: In dieser Studie wurde die Häufigkeit des Einsatzes von SABA bei ambulanten Asthma-Patienten in unterschiedlichen GINA-Stufen untersucht.

Methodik: Die retrospektive Studie verwendet Daten der bundesweiten repräsentativen IMS® Disease Analyzer-Datenbank (IQVIA), die demografische und klinische Variablen aus einer Stichprobe allgemeinärztlicher und spezialisierter Praxen umfasst. Die Studienpopulation besteht aus Patienten im Alter von mindestens 12 Jahren mit dokumentierter Asthma-Diagnose im Zeitraum Juli 2017-Juni 2018, mindestens einer SABA-Verordnung der 924 Hausärzte (HA) und 22 Pneumologen (PN) und mindestens zweimal jährlicher Arztkonsultation. Der Inhalt eines verordneten SABA-Inhalators wurde auf 200 Hübe standardisiert. Ein Verbrauch von ≥ 3 Inhalatoren pro Jahr wurde als übermäßiger SABA-Gebrauch definiert.

Ergebnisse: 15 640 Patienten erhielten mindestens eine SABA-Verordnung (HA: 13 030; PN: 2610). 21% der HA- und 49% der PN-Patienten wurden in die GINA Stufen 4/5 eingeteilt. Bei HA erhielten 36% ≥ 3 und 7% ≥ 12 SABA-Inhalatoren, bei PN erhielten 38% ≥ 3 und 3% ≥ 12 SABA Inhalatoren. Patienten mit Teilnahme am Disease Management Programm „Asthma bronchiale“ hatten einen höheren durchschnittlichen SABA Gebrauch als Nicht-Teilnehmer (HA: 4,0 vs. 3,5 Inhalatoren; PN: 3,4 vs. 3,1 Inhalatoren). Patienten in höheren GINA-Stufen wiesen einen höheren SABA-Gebrauch auf als Patienten in niedrigen GINA-Stufen. Es bestand kein Unterschied im SABA-Gebrauch zwischen Patienten, die mit Formoterol-haltiger Bedarfsmedikation behandelt wurden, und Patienten unter einer anderen ICS/LABA-Therapie. Weiterhin wurde beobachtet, dass 93% der Patienten in GINA 2 eine gegenüber der Empfehlung der Fachinformation geringere Anzahl an ICS-Hüben einsetzten.

Schlussfolgerungen: In dieser retrospektiven Analyse wurde bei Asthma-Patienten aller GINA-Stufen in Behandlung bei Hausärzten und Pneumologen ein höherer SABA-Gebrauch beobachtet, als GINA empfiehlt. Für Patienten in GINA 4 und 5 bedeutet dies, dass diese nicht kontrolliert waren, für GINA 2 hingegen deutet der geringe ICS-Gebrauch darauf hin, dass die ärztliche Therapieempfehlung möglicherweise nur unzureichend befolgt wird. Weitere Studien sind notwendig, um Gründe für den erhöhten SABA-Gebrauch besser zu verstehen.