Pneumologie 2020; 74(S 01): 65
DOI: 10.1055/s-0039-3403199
Posterbegehung (PO11) – Sektion Klinische Pneumologie
Klinische Aspekte der COPD
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deventilationssyndrom bei COPD – eine bisher unterschätzte Komplikation der nicht-invasiven Beatmung (NIV)

M Schellenberg
Thoraxklinik Heidelberg
,
S Imach
Thoraxklinik Heidelberg
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Einleitung: Im klinischen Alltag beklagen viele Nutzer einer NIV vermehrte Dyspnoe nach Maskenabgang – das Deventilationssyndrom (DVS). Die Beschwerden treten in unterschiedlich hoher Intensität auf und können die Therapiecompliance negativ beeinflussen sowie einen hohen Leidensdruck erzeugen. Eine strukturierte Erhebung zur Häufigkeit dieses Syndroms gab es bisher nicht.

Ziel dieser Forschung: Die qualitative und quantitative Beschreibung des DVS.

Methodik: Es wurden die Daten von 70 Probanden mit COPD und etablierter NIV in einer prospektiven Studie erhoben. Während der stationären Kontrolle der NIV wurden demographische Baselinedaten, Lungenfunktion, Vitalparameter, kapilläre Blutgase (BGA) und die Beweglichkeit des Zwerchfells sonographisch erfasst. Weiterhin wurden die subjektive Dyspnoe und ein Screening zu Depression dokumentiert.

Während der nächtlichen Beatmung erfolgte ein Monitoring (inkl. tCO2) sowie anschließend in der ersten Stunde nach Maskenabgang eine zusätzliche Dokumentation der subjektiven Dyspnoe mittels BORG Skala, zwei BGAs und eine zweite Zwerchfellsonographie.

Ergebnisse: Insgesamt konnte bei 57,5% der untersuchten Patienten das DVS festgestellt werden. Dies wurde definiert durch eine subjektive Verschlechterung der Dyspnoe um ≥ 2 BORG-Punkte innerhalb der ersten 30 Minuten nach Maskenabgang.

Diese Patienten wiesen signifikant niedrigere Werte der FEV1 (p-Wert = 0,009) sowie ein höheres Residualvolumen (p-Wert = 0,03) auf. Auch konnte eine höhere Hyperkapnie (p-Wert = 0,005) nach Maskenabgang sowie eine höhere Atemfrequenz (p-Wert = 0,034) festgestellt werden.

Bei allen Patienten (m/o DVS) fiel eine Abnahme der Zwerchfellbeweglichkeit nach Maskenabgang auf.

Fazit: Das DVS ist eine häufig auftretende Komplikation der NIV bei COPD. Es konnte hier erstmals neben der Häufigkeit des Symptoms auch beschreibend gezeigt werden, welche Konsequenzen das DVS für die Luftnot und Lebensqualität der Patienten hat. Auch wurden Parameter zur Erstellung möglicher Ursachenmodelle erfasst. In einem zweiten Projekt ist ein Interventionsprogramm geplant.