Pneumologie 2020; 74(S 01): 67-68
DOI: 10.1055/s-0039-3403207
Posterbegehung (PO11) – Sektion Klinische Pneumologie
Klinische Aspekte der COPD
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Genderspezifische Aspekte in der Emphysemdiagnostik

S Kühne
1   Arbeitsbereich Ambulante Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
P Hoffmann
1   Arbeitsbereich Ambulante Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
C Hoffmann
1   Arbeitsbereich Ambulante Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
C Rott
2   University Heidelberg, Fakultät Mannheim
,
C Witt
1   Arbeitsbereich Ambulante Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
U Liebers
1   Arbeitsbereich Ambulante Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Einleitung: Die COPD-Leitlinie empfiehlt eine endoskopische Lungenvolumenreduktion ab einem RV ≥ 175% und einer FEV1 ≤ 45%/Soll. Im Rahmen der Evaluation für die Lungenvolumenreduktion fielen diskrepante Korrelationen zwischen Lungenfunktion und Computertomogramm hinsichtlich des Empysemgrades auf. Folglich könnte eine kombinierte quantitative Analyse der bildgebenden und lungenfunktionellen Diagnostik die Selektion der Patienten zur Lungenvolumenreduktion optimieren.

Ziele: Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen CT-morphologischen Kriterien des Emphysems und der Lungenfunktion besser zu verstehen und verbesserte Parameter und Cut-off-Werte für ein höhergradiges Emphysem zu finden.

Methoden: In dieser Studie wurden retrospektiv die CT-Daten von 112 Patienten (COPD II – IV, 29% weiblich, 71% männlich) mittels des Programmes MeVisPULMO 3D (Fraunhofer MEVIS) analysiert und das LAV (low attenuation volume) mit der Lungenfunktion verglichen. Das Vorhandensein von einem LAV ≥ 20% wurde als Destruktionsniveau für ein höhergradiges Lungenemphysem definiert. Es wurden die Korrelationskoeffizienten berechnet und eine ROC-Analyse zur Berechnung von verbesserten Cut-off-Werten durchgeführt.

Ergebnisse: Bei männlichen Patienten wurde eine signifikante Korrelation zwischen RV (Spearman-Rho ρ = 0,377, P = 0,001) und FEV1 (ρ = − 0,344, P = 0,002) mit dem LAV nachgewiesen, bei den Frauen jedoch nicht (RV: P = 0,146, FEV1: P = 0,150). Vielmehr wies bei den Frauen die DLCOcSB die stärkste Korrelation mit dem LAV auf (ρ = − 0,731, P < 0,001). Mit den Kriterien der Leitlinie (RV ≥ 175% und FEV1 ≤ 45%) konnte für die Gesamtkohorte eine Sensitivität von 91,2% und eine Spezifität von 47,7% für das Vorhandensein eines LAV ≥ 20% erreicht werden. Durch Berechnung eines Cut-off für DLCOcSB in der weiblichen Kohorte konnte die Sensitivität auf 92,3% und die Spezifität auf 87,5% erhöht werden. Diese Schärfung der diagnostischen Aussage zeigte sich bei männlichen Patienten nicht.

Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen, dass in der kombinierten funktionellen und bildgebenden Emphysemdiagnostik die geschlechterspezifischen Unterschiede bei einem personalisierten Therapieansatz mitberücksichtigt werden sollten.