Pneumologie 2020; 74(S 01): 74-75
DOI: 10.1055/s-0039-3403223
Freie Vorträge (FV08) – Sektion Thoraxchirurgie
Freie Vorträge der Sektion Thoraxchirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neoadjuvante Immuntherapie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

E Lücke
1   Universitätsklinik für Pneumologie; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
,
C Ganzert
1   Universitätsklinik für Pneumologie; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
,
A Wäsche
1   Universitätsklinik für Pneumologie; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
,
T Walles
2   Abteilung für Thoraxchirurgie; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
,
J Schreiber
1   Universitätsklinik für Pneumologie; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Einleitung: Eine Blockade von Immun-Escape-Mechanismen (z. B. PD1/PD-L1) mit Immun-Checkpoint-Inhibition (ICI) kann das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC wesentlich verlängern und ausgeprägte Remissionen induzieren. Eine neoadjuvante ICI bei Patienten mit resektablem (UICC Stadium III) oder oligometastasiertem (UICC Stadium IVA) NSCLC wurde bisher kaum untersucht.

Methoden: Retrospektive monozentrische Analyse. Gewebsbiopsien von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder monometastasiertem NSCLC wurden auf die PD-L1-Expression unter-sucht. Bei einer PD-L1-Expression > 50% und gutem ECOG-Status erfolgte die ICI-Applikation und nach ca. 4 Wochen die thoraxchirurgische OP. Alle Patienten erhielten ein komplettes Staging einschließlich PET-CT, cMRT und EBUS. Es wurden die Verträglichkeit, das radiologische und histologische Tumoransprechen und das chirurgische Outcome analysiert.

Ergebnisse: Vier Patienten (2 M, 2 F Alter 56 – 78 J., 3 × Adeno-Ca, 1 × PE-Ca) erhielten präoperativ einen ICI. Alle Patienten hatten lokal fortgeschrittene Tumore (T3 oder T4). Die mediastinalen LK waren positiv in 3 Fällen. Bei einem Patienten lag eine isolierte Hirnmetastase vor, welche radiotherapiert wurde. Alle Patienten erhielten präoperativ komplikationslos 2 Zyklen ICI (3 × Pembrolizumab; 1 × Atezolizumab). Dies führte nicht zu einer Verzögerung der OP. Nach iRECIST zeigten 3 Tumore eine PR, ein Patient SD. Alle Tumore wurden komplett reseziert und die OP erwies sich trotz inflammatorischer Veränderungen als technisch unproblematisch. Es gab keine behandlungsbezogene Mortalität und keine perioperativen Komplikationen. In den Resektaten waren 2 × ein komplettes pathologisches Ansprechen (CPR) und 2 × ein partielles pathologisches Ansprechen nachweisbar (PPR). Das mittlere Follow-up betrug 12 (1 – 24) Monate. Die PPR-Patienten entwickelten entweder Fernmetastasen nach 6 Monaten oder ein Lokalrezidiv nach 4 Monaten. Die CPR-Patienten sind bisher rezidivfrei.

Schlussfolgerungen: Eine neoadjuvante Therapie mit ICI ist gut verträglich und kann bei ausgewählten Patienten eine komplette Tumorremission induzieren. Die Behandlung hat keinen negativen Einfluss auf den chirurgischen Eingriff Die Prognose ist vielversprechend bei CPR und eingeschränkt bei PPR.