Pneumologie 2020; 74(S 01): 78
DOI: 10.1055/s-0039-3403232
Freie Vorträge (FV09) – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Freie Vorträge der Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgungsstrukturen zur außenklinischen Beatmung im Großraum Köln: ein Vergleich zwischen 2016 und 2018

AH Bayarassou
1   Kölner Arbeitskreis für Außerklinische Beatmung
,
S Rosenberg
2   Krankenhaus der Augustinerinnen Köln
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Hintergrund: Die Versorgung von außerklinisch beatmeten Patienten erwartet sehr individuelle und im starken Maße vom Wohnort abhängige Versorgungsstrukturen. 2012 gründeten Vertreter der 2 zertifizierten Weaningzentren, der drei größten Leistungsträger, des medizinischen Dienstes sowie Vertreter von Pflegediensten den Kölner Arbeitskreis für Außerklinischer Beatmung (KAAB) mit dem Ziel, die praktische Umsetzung in der Versorgung von außerklinisch beatmeten Patienten zu organisieren und zu strukturieren.

Zielsetzung: Die zwischen dem 01.10.2014 und 31.03.2016 im Großraum Köln tätigen Intensivpflegedienste wurden identifiziert und erhielten einen Fragebogen. Im wesentlichen wurden 5 Themen adressiert: 1) Indikation zur Intensivpflege – 2) Überleitung in die Außerklinik – 3) außerklinische ärztliche Versorgung – 4) Reevaluation Weaningpotential – 5) Notfallmanagement. Zum Vergleich wurde die Befragung 2 Jahre später wiederholt. Die Rücklaufquote betrug in beiden Umfragen mindestens 66%.

Ergebnisse: Die Anzahl der Pflegedienste hat sich innerhalb von 2 Jahren mehr als verdoppelt (von 28 auf 59 Pflegedienste). Die Anzahl der intensivpflegebedürftigen Patienten ist von 277 auf knapp 500 angestiegen. 2016 erhielten 55% eine invasive Beatmung. 2018 nur noch knapp 40%, dafür ist mehr als die Hälfte der Patienten tracheotomiert, nicht beatmet (54%). Die Überleitung erfolgte zu 29% aus Rehakliniken, zu 20% aus Akutkliniken und zu 12% aus Weaningzentren. Unter den Fachärzten befanden sich Anästhesisten, Pneumologen, HNO-Ärzte, Urologen, Palliativmediziner und Neurologen. Nur knapp ⅓ der Patienten erhielten mehr als 2 ×/Woche therapeutische Übungen (Physio/Ergo/Logo). In nur ¼ der Fälle erfolgte eine Reevaluation eines Weaningpotentials. Im Notfall erfolgte in nur 17% der Fälle die Wiedereinweisung in ein zertifiziertes Weaningzentrum.

Diskussion: Die Studie identifiziert erstmalig für Köln die Versorgungsstrukturen zur außerklinischen Beatmung. Es bedarf neuer, interdisziplinärer, intersektoraler und visionärer Konzepte, auch in Anbetracht der aktuellen politischen Diskussion, zur Verbesserung der Versorgung von intensivpflegebedürftigen Patienten.