Pneumologie 2020; 74(S 01): 79
DOI: 10.1055/s-0039-3403234
Freie Vorträge (FV10) – Sektion Rehabilitation, Prävention und Tabakkontrolle
Highlights aus der Rehabilitation und Tabakkontrolle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich der kurzfristigen Effekte einer Sauerstoffgabe auf die körperliche Leistungsfähigkeit vor und nach pneumologischer Rehabilitation bei COPD

I Jarosch
1   Forschungsinstitut für Pneumologische Rehabilitation, Schön Klinik Berchtesgadener Land
,
R Glöckl
1   Forschungsinstitut für Pneumologische Rehabilitation, Schön Klinik Berchtesgadener Land
,
T Schneeberger
2   Schön Klinik Berchtesgadener Land
,
A Jerrentrup
3   Universitätsklinikum Marburg und Gießen
,
AR Koczulla
2   Schön Klinik Berchtesgadener Land
,
K Kenn
2   Schön Klinik Berchtesgadener Land
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Hintergrund: Eine kurzfristige Gabe von Sauerstoff während des 6-Minuten-Gehtests (6MWT) verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit, die Sauerstoffsättigung und die Dyspnoe bei hypoxämischen COPD-Patienten. Weniger als die Hälfte der Patienten zeigt jedoch klinisch relevante Verbesserungen (Jarosch et al. CHEST 2017; 151(4): 795 – 803). Probanden mit einer Verbesserung der 6MWT-Strecke (6MWD) durch die Sauerstoffgabe von ≥ 30 m sind durch eine geringere körperliche Leistungsfähigkeit gekennzeichnet. Da die Leistungsfähigkeit durch eine pneumologische Rehabilitation (PR) verbessert wird, war das primäre Ziel der Studie, die Effekte einer kurzfristigen Sauerstoffgabe unter Belastung vor und nach einer PR zu untersuchen.

Methodik: In einer randomisierten, placebokontrollierten, einfach-verblindeten Studie führten 124 COPD-Patienten einen 6MWT mit Sauerstoff (6 MWTO2) und einen mit komprimierter Raumluft (6 MWTMA) jeweils zu Beginn und am Ende einer 3-wöchigen, stationären PR durch. Beide Gase wurden über Nasenbrillen verabreicht (2 l/min). Zur Analyse wurden die Patienten anhand ihrer Baseline PaO2-Werte stratifiziert: (1) 31 Patienten mit Normoxämie (NOX), (2) 43 Patienten mit belastungsinduzierter Hypoxämie (EIH), (3) 34 Patienten mit Ruhe-Hypoxämie (HYX).

Ergebnisse: Die Sauerstoffgabe verbesserte die 6 MWDMA prä (post) PR um 15 ± 43 m (8 ± 29 m, p = n. s.) [NOX], 28 ± 44 m (17 ± 37 m, p < 0.01) [EIH] und 37 ± 40 m (34 ± 35 m, p < 0.001) [HYX]. 23% der NOX-, 33% der EIH- und 53% der HYX-Probanden zeigten nach PR eine klinisch relevante Response auf Sauerstoff (Δ6MWD ≥ 30 m), die mit der Response prä PR vergleichbar war. Durch die PR verbesserte sich die 6 MWDMA in allen Subgruppen (NOX: + 36 m (95%CI [20 – 52 m], p < 0.001), EIH: + 27 m (95%CI [16 – 39 m], p < 0.001) und HYX: + 39 m (95%CI [21 – 57 m], p < 0.001)). Die PR-induzierte Veränderung der 6 MWDMA korrelierte negativ mit der Veränderung der Sauerstoffresponse (NOX: r = −.564, p < 0.001, EIH: r = −.409, p < 0.01, HYX: r = −.609, p < 0.001).

Fazit: Nach PR erreichen nur hypoxämische COPD-Patienten einen klinisch relevanten Zuwachs an Gehstrecke durch die Verwendung von Sauerstoff. Der leistungssteigernde Effekt durch Sauerstoff scheint bei verbesserter körperlicher Leistungsfähigkeit nach PR abzunehmen.