Pneumologie 2020; 74(S 01): 91
DOI: 10.1055/s-0039-3403264
Posterbegehung (PO17) – Sektion Allergologie und Immunologie
Posterbegehung der Sektion Allergologie und Immunologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Septische Granulomatose als seltene Differenzialdiagnose rezidivierender pulmonaler Infektionen bei Erwachsenen

J Kleymann
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Fachbereich Pneumologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
,
C Schütz
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
J Körholz
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
F Taube
3   Medizinische Klinik 1, Bereich Hämatologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
L Geberzahn
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
,
M Vogler
4   Abteilung Innere Medizin und Pneumologie, Fachkrankenhaus Coswig
,
M Halank
5   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Univsitätsklinikum Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden
,
M Kolditz
1   Medizinische Klinik und Poliklinik I, Fachbereich Pneumologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
,
D Koschel
6   Medizinische Klinik 1, Bereich Pneumologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden; Fachkrankenhaus Coswig, Zentrum für Pneumologie, Allergologie, Beatmungsmedizin und Thoraxchirurgie, Coswig
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Hintergrund: Die Septische Granulomatose ist eine heterogene genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem oder x-chromosomalem Erbgang. Klassischerweise präsentiert sie sich in der Kindheit mit wiederholten Infektionen durch Bakterien und Pilze. Eine späte Manifestation im Erwachsenenalter ist für bestimmte genetische Mechanismen typisch, insbesondere wenn Mutationen eine Restfunktion des betroffenen Genprodukts erlauben.

Methodik: Es wird eine retrospektive Fallbeschreibung dargestellt.

Ergebnisse: Eine 64-jährige Patientin klagt seit 2 Jahren über rezidivierende akute febrile Erkrankungen mit pulmonalen Infiltraten mit schwerer respiratorischer Insuffizienz. In der Vorgeschichte waren pulmonale Infektionen mit seltenen Erregern (M. avium und Burkholderia cepacia) und Autoimmunphänomene (Immunthrombozytopenie, diskoider Lupus) auffällig. Mittels bronchoskopischer Lungenbiopsie wurde histologisch eine teils granulomatöse, teils organisierende Pneumonie nachgewiesen. Auf eine systemische Prednisolontherapie kam es klinisch und bildmorphologisch immer zu einer raschen Befundbesserung, unter Dosisreduktion von Prednisolon mehrfach zu rezidivierenden Verschlechterungen, teils mit Beatmungspflicht. Erst im Verlauf wurden seit dem 20. Lebensjahr häufige bronchopulmonale Infekte und Sinusitiden angegeben, bis auf ein infektfreies Intervall während immunsuppressiver Behandlung des kutanen Lupus mit Azathioprin über 3 Jahre. Unter dem Verdacht auf eine septische Granulomatose wurde durch einen DHR-Test und eine genetische Untersuchung mit Nachweis einer NCF1-Mutation (c.75-76del GT) die Diagnose gesichert. Daraufhin erfolgte die Erweiterung der Immunsuppression mit Mycophenolat Mofetil und die Initiierung antibakterieller und antimykotischer Prophylaxen. Darunter zeigt sich eine anhaltende klinische Stabilisierung.

Zusammenfassung: Bei rezidivierenden bronchopulmonalen Infektionen ist auch bei Erwachsenen an einen primären Immundefekt zu denken. Die septische Granulomatose ist ein sehr seltener angeborener Immundefekt, der sich bei bestimmter genetischer Konstellation erst bei Erwachsenen manifestiert und mit Lungenparenchymerkrankungen und Autoimmunphänomenen assoziiert sein kann.