Pneumologie 2020; 74(S 01): 111
DOI: 10.1055/s-0039-3403308
Posterbegehung (PO21) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Pneumologische Infektiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fallbericht: Primäre zerebrale Nokardiose bei einem Patienten mit autoimmuner pulmonaler Alveolarproteinose (AP)

WJ Pietruschka
Klinik für Pneumologie und Infektiologie, Vivantes Klinikum Im Friedrichshain Berlin
,
V Kimmel
Klinik für Pneumologie und Infektiologie, Vivantes Klinikum Im Friedrichshain Berlin
,
J Borchardt
Klinik für Pneumologie und Infektiologie, Vivantes Klinikum Im Friedrichshain Berlin
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Ein 26-jähriger starker Raucher stellte sich mit chronischem Husten und Belastungsdyspnoe in unserer Klinik vor. Bei der Lungenauskultation war ein Knistern beidseits basal auffällig. Das Labor war bis auf eine leichte CRP-Erhöhung unauffällig. Lungenfunktionell war die CO-Diffusionskapazität mittelgradig eingeschränkt. Im CT-Thorax zeigten sich bilaterale großfleckige Milchglastrübungen. In der BAL konnten PAS-positive Korpuskel nachgewiesen werden, was den Verdacht auf eine AP lenkte. Histopathologisch bestätigte sich der Verdacht in Kryobiopsien aus der linken Lunge. Bei ebenfalls nachgewiesenen GM-CSF-Ak konnte die Diagnose einer autoimmunen Form der AP gestellt werden. Im Abstand von 2 Wochen wurde sequentiell eine Ganzlungenlavage links und dann rechts durchgeführt. In den bei der Lavage gewonnenen Proben wurde kein Erreger nachgewiesen. 2 Wochen nach der zweiten Lavage erlitt der Patient einen generalisierten Krampfanfall. Bildgebend bestand der V. a. Hirnabszesse rechts frontal und links postzentral, die neurochirurgisch versorgt und in toto operativ entfernt wurden. Im intraoperativ gewonnenen Material wurden Nocardia abscessus und Propionibacterium acnes nachgewiesen. Für 6 Wochen wurde eine antibiotische Therapie mit Imipenem und Amikacin i. v. durchgeführt und anschließend auf eine orale Sequenztherapie mit Amoxicillin/Clavulansäure und Cotrimoxazol für 12 Monate umgestellt. In den Verlaufskontrollen bestand bisher kein Anhalt für ein Abszessrezidiv.

Infektionen mit Nokardien sind selten. Bei Nachweis von GM-CSF-AK besteht jedoch wie in diesem Fall eine erhöhte Anfälligkeit dafür [1]. Bei der AP ist die pulmonale Nokardiose am häufigsten. In der Literatur sind aber auch Fälle einer primären intrazerebralen Nokardiose bei AP beschrieben [2].

 
  • Literatur

  • 1 Rosen LB. et al. Nocardia-Induced Granulocyte Macrophage Colony-Stimulating Factor Is Neutralized by Autoantibodies in Disseminated/Extrapulmonary Nocardiosis. Clinical Infectious Diseases 2014; 60 (07) 1017-1025
  • 2 Punatar AD. et al. Opportunistic infections in patients with pulmonary alveolar proteinosis. Journal of Infection 2012; 65 (02) 173-179