Pneumologie 2020; 74(S 01): 136
DOI: 10.1055/s-0039-3403372
Posterbegehung (PO26) – Sektion Klinische Pneumologie
Die spannende Welt der Pneumologie – Kasuistiken II & mehr
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die akzidentelle Bronchographie

W Meschede
Pneumologie, Uniklinik Freiburg
,
TC Köhler
Pneumologie, Uniklinik Freiburg
,
BC Frye
Pneumologie, Uniklinik Freiburg
,
S Fähndrich
Pneumologie, Uniklinik Freiburg
,
J Müller-Quernheim
Pneumologie, Uniklinik Freiburg
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Einleitung: Aspirationsereignisse können zu schwerwiegenden Folgen führen. Dies betrifft auch eigentlich inerte Substanzen wie Barium, das beim Breischluck in der Ösophagusdiagnostik zum Einsatz kommt. Meist beobachtet man klinisch irrelevante Mikroaspirationen. Makroaspirationen hingegen kommen selten vor und können zu respiratorischer Insuffizienz und zu einem ARDS führen.

Fall: Wir berichten von einem 68-jährigen Patienten, der sich 02/2019 bei Z. n. Operation und Bestrahlung eines Plattenepithelkarzinoms der Tonsille links aufgrund einer progredienten Schluckstörung in der HNO-Klinik vorstellte. Im Rahmen der Abklärung erfolgte eine Ösophagusdiagnostik mittels Bariumbreischluck. Hierbei kam es zu einer stillen Makroaspiration des Bariumbreis.

Diagnostik: Radiologisch zeigte sich in einer Röntgenaufnahme des Thorax eine Bronchographie durch das Aspirat. Eine schwere Oxygenierungsstörung wurde nicht beobachtet.

Therapie: In einer umgehend durchgeführten Bronchoskopie konnte das Barium nahezu komplett entfernt werden. Während der Bronchoskopie erfolgten Durchleuchtungskontrollen, um den Erfolg der Untersuchung zu kontrollieren. Das Absaugen war durch die Konsistenz des Bariums erschwert. Es erfolgte eine prophylaktische antibiotische Therapie sowie eine intensive Atemtherapie.

Verlauf: Postinterventionell zeigte sich radiologisch ein nahezu komplett freies Tracheobronchialsystem. Eine respiratorische Einschränkung oder Pneumonie trat nicht auf.

Diskussion: Frühzeitige Bronchoskopien nach Aspirationsereignissen können Folgeschäden verhindern. Bei Aspiration von Barium existiert kein einheitlich empfohlenes Vorgehen. Im gezeigten Fall ist aufgrund der Menge des Aspirats von einem Nutzen der Bronchoskopie auszugehen. Die Notwendigkeit einer antibiotischen Therapie steht zur Diskussion. Bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Aspiration sollte eine Evaluation des Schluckaktes vor der Ösophagusdiagnostik erfolgen.