Pneumologie 2020; 74(S 01): 138
DOI: 10.1055/s-0039-3403379
Posterbegehung (PO26) – Sektion Klinische Pneumologie
Die spannende Welt der Pneumologie – Kasuistiken II & mehr
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklung einer medikamenteninduzierten Alveolitis durch Regorafenib

Z Kovacs
Klinik für Pneumologie, Ruhrlandklinik, Westdeutsches Lungenzentrum, Universitätsklinikum der Universität Duisburg-Essen
,
C Taube
Klinik für Pneumologie, Ruhrlandklinik, Westdeutsches Lungenzentrum, Universitätsklinikum der Universität Duisburg-Essen
,
TE Wessendorf
Klinik für Pneumologie, Ruhrlandklinik, Westdeutsches Lungenzentrum, Universitätsklinikum der Universität Duisburg-Essen
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Regorafenib ist ein oraler Tyrosinkinaseinhibitor, der zur Behandlung von unterschiedlichen Tumorarten evaluiert wird. Bei Patienten mit HCC wurde die klinische Sicherheit in einer Phase-III-Studie (RESORCE) untersucht. Besondere Warnhinweise bezüglich der Sicherheit wurden für abweichende Leberwerten, gehäufte Infektionen, Hämorrhagien, Darmperforation und -fistel, kardiale Ischämie und Infarkt gegeben.

Anamnese: Bei einem HCC auf dem Boden einer chronischen Hepatitis-B-Infektion wurde 09/2016 eine explorative Laparotomie durchgeführt. 11/2017 wurde bei Tumorrezidiv ohne Nachweis von extrahepatischer Filia eine SIRT-Evaluation beschlossen. Bei Progress wurde eine Therapie initial mit Sorafenib dann 09/2018 mit Regorafenib beschlossen.

Untersuchungsbefund: Der Patient wurde 01/2019 mit hypoxisch-respiratorischer Insuffizienz in die RLK aufgenommen. Die aktuelle FVC betrug bei der Aufnahme 1,58 L, 42% v. Soll mit einer deutlichen Einschränkung der Diffusionskapazität bei 25% v. Soll. CT-morphologisch zeigten sich bipulmonal, peribronchial, streifig, bis flächigen Konsolidierungen. In der Bronchoalveolären Lavage zeigte sich eine massiv erhöhte Gesamtzellzahl mit einer führenden Lymphozytose (30%) und leicht erhöhten Anzahl der Neutrophilen. Dieser Befund passt zu einer medikamenteninduzierten Alveolitis. Die Therapie mit Regorafenib wurde pausiert, systemische Prednison-Therapie wurde eingeleitet.

Verlauf: Die Wiedervorstellung des Patienten erfolgte nach acht Wochen. Es konnte eine erhebliche Besserung der Symptome und der Lungenfunktionsparameter dokumentiert werden (FVC = 2,94 L, 78% v. Soll).

Zusammenfassung: Es liegt eine medikamenteninduzierte Alveolitis unter Regorafenib-Therapie vor. Pulmonale Toxizität ist bereits unter mind. 16 zugelassenen TKI-Inhibitoren bekannt. Das Auftreten variiert je nach Inhibitor, und Patienteneigenschaft. Die Inzidenz ist zwischen 1,6 – 4,3%. Die Mortalität durch diese pulmonalen Nebenwirkungen wird auf 20 – 50% der Patienten geschätzt. Die prognostischen Faktoren scheinen das männliche Geschlecht, Ex-Nikotin-Konsum und vorangegangene ILD zu sein. Obwohl der genaue Mechanismus nicht bekannt sei, es werden immunologische Faktoren vermutet. Pulmonale Nebenwirkung wurde von Regorafenib noch nicht gemeldet.