Rofo 2020; 192(S 01): S48
DOI: 10.1055/s-0040-1703250
Vortrag (Wissenschaft)
Kopf/Hals-Diagnostik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

MRT zur Parodontitisdiagnostik – Eignung und Mehrwert

M Probst
1   Technische Universität München/Klinikum rechts der Isar, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, München
,
E Burian
1   Technische Universität München/Klinikum rechts der Isar, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, München
,
T Robl
1   Technische Universität München/Klinikum rechts der Isar, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, München
,
C Zimmer
1   Technische Universität München/Klinikum rechts der Isar, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, München
,
F Probst
2   Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians Universität München, Poliklinik und Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, München
,
M Folwaczny
3   Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians Universität München, Sektion Parodontologie, München
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Erkrankungen des Zahnhalteapparates haben gesellschaftlich eine große Bedeutung sowohl sozio-ökonomisch sowie auch medizinisch. Bei der Diagnostik der Parodontitis werden bildgebend bislang ausschließlich röntgenbasierte Verfahren wie die OPT oder DVT eingesetzt. Hierbei werden lediglich späte Stadien der Parodontitis angezeigt, die bereits mit einer irreversiblen Destruktion des Zahnhalteapparates und des umgebenden Knochens einhergehen und zu Zahnverlust führen. Die direkte Visualisierung der Entzündungsprozesse im Parodontalapparat und umgebenden Kieferknochen ist weder durch röntgenbasierte Bildgebung noch durch klinische Tests möglich. Eine neue Alternative bietet die MRT, welche in der Lage ist, bereits im Initialstadium entzündliche Prozesse im Knochen zu visualisieren noch bevor es zu strukturellen Veränderungen kommt.

Material und Methoden In einer prospektiven Studie soll der Einsatz von MRT Sequenzen (hochauflösende 3D STIR, 3D T1 FFE Black bone) bei Patienten mit Parodontitis (n=40) erprobt werden. Verglichen werden die Aufnahmen mit einem klinisch symptomfreien Vergleichskollektiv (n=30). Die Aufnahmen wurden an einem 3T MRT (Elition, Philips, Best, the Netherlands) mit einer 16-Kanal Head-Neck-Spine Spule erhoben. Erfassung der mit einer Parodontitis assoziierten Veränderungen im MRT (Ödem des umgebenden Knochens als Frühzeichen der Krankheitsaktivität und Attachmentverlust durch bereits eingetretenen Knochenabbau). Korrelation mit etablierten klinischen Parametern (Grad der Zahnlocke-rung, Bleeding on probing, Taschensondierungstiefe). Koregistrierung der 3D STIR mit 3D Black bone Sequenz (Software: Elastix). Volumetrierung des Knochenödems (STIR) und des vertikalen Kno-chenabbaus (Black Bone).

Ergebnisse Es zeigt sich eine starke Korrelation der Taschensondierungstiefe (TST) mit der Aus-dehnung des Knochenödems (Spearman’s Rho = 0,725; p>0,0001). Das Vorhandensein eines Knö-chenödems (dichotom) korreliert mit der TST als unabhängige Variable (OR=6,32, 95% CI 1,71-23,3; p=0,006). Der klinische Parameter Bleeding on Probing (BOP) korreliert stark mit der Größe eines Knochenödems (Spearman’s Rho=0,244; p>0,0001). Auch bei physiologischer TST (Parodontitiskrite-rien formal noch nicht erfüllt) korreliert der Parameter BOP stark mit dem Vorhandensein eines Kno-chenödems (Mann-Whitney-U p=0,004).

Schlußfolgerungen Diese prospektive Studie zeigt dass die MRT als bildgebendes Werkzeug zur Parodontitisdiagnostik geeignet ist. Die MRT ist der DVT überlegen, da es gelingt von Knochenabbau gefährdete Areale darzustellen. Die Strahlenfreiheit ermöglicht die MRT als Parodonti-tis Screeninginstrument. Zudem sind weitere Auswertungen vor und nach Therapie geplant um ein Therapiemonitoring durchzuführen.