Nuklearmedizin 2020; 59(02): 122
DOI: 10.1055/s-0040-1708216
Wissenschaftliche Vorträge
Dosimetrie und Strahlenschutz
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorkommnisse im Bereich der Nuklearmedizin – Erfahrungen einer Multi-Center-Studie

M Borowski
1   Klinikum Braunschweig, Institut für Röntgendiagnostik und Nuklearmedizin, Braunschweig
,
J Hartmann
2   Klinikum Nürnberg, Institut für Medizinische Physik, Nürnberg
,
N Czech
3   Zentrum für Nuklearmedizin und PET/CT, Bremen
,
G Kluge
4   Gemeinschaftspraxis für Nuklearmedizin, Göttingen
,
G Wasser
5   Gemeinschaftspraxis für Nuklearmedizin Hildesheim-Peine, Hildesheim
,
L Pirl
1   Klinikum Braunschweig, Institut für Röntgendiagnostik und Nuklearmedizin, Braunschweig
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Publication History

Publication Date:
08 April 2020 (online)

 

Ziel/Aim Gemäß §105 StrlSchV sind bei der Anwendung radioaktiver Stoffe Maßnahmen zu treffen, um Vorkommnisse zu vermeiden, zu erkennen und deren Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Weiterhin sind bedeutsame Vorkommnisse gemäß §108 Abs. 1 StrlSchV der zuständigen Behörde zu melden.

Zum Zeitpunkt der Studie bestand in Deutschland kein etabliertes System um derartige Vorkommnisse systematisch zu erkennen und zu bearbeiten. Weiterhin gab es keine Erfahrungen dazu, in welchem Umfang welche Arten von Vorkommnissen auftreten.

Mit dem Ziel ein niederschwelliges Verfahren zur Erfassung von Vorkommnissen zu entwickeln sowie um Erfahrungen zur Häufigkeit und Art von Vorkommnissen zu sammeln, wurde eine vom Bundesamt für Strahlenschutz geförderte Multi-Center-Studie durchgeführt.

Methodik/Methods In einer Anwendungsstudie mit 13 nuklearmedizinischen Kliniken und Praxen wurden Kriterien für Vorkommnisse entwickelt. Die Kriterien wurden explizit unterhalb derjenigen der StrlSchV angesiedelt und breiter als in der StrlSchV gefasst. Es wurde eine Software zur niederschwelligen Dokumentation von Vorkommnissen entwickelt, in den Einrichtungen implementiert und über einen Erfassungszeitraum von 12 Monaten beobachtete Vorkommnisse dokumentiert. Die dokumentieren Vorkommnisse wurden zu drei Zeitpunkten ausgewertet.

Ergebnisse/Results Es wurden auffallend mehr Vorkommnisse gemeldet als erwartet. Die Vorkommnisse sind auf zahlreiche unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, liegen die Vorkommnisse unterhalb der Meldeschwellen gemäß StrlSchV. Die Anzahl beobachteter Vorkommnisse ist in den Einrichtungen sehr unterschiedlich. Der Aufwand für die Erfassung wurde von den Einrichtungen als angemessen bewertet.

Schlussfolgerungen/Conclusions Eine wenig aufwändige, rechtlich konforme und im Sinne des Risikomanagements sinnvolle Erfassung von Vorkommnissen ist möglich. Es werden weit mehr Vorkommnisse beobachtet als allgemein erwartet.