Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 381
DOI: 10.1055/s-0040-1709279
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Freitag, 11. Dezember 2020 9.15 Uhr, Saal K1/2

Intrauterine Wachstumsretardierung und Polyhydramnion – Spektrum möglicher Ursachen und Einfluss auf das postnatale Outcome

A Walter
1   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinik Bonn
,
E Calite
1   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinik Bonn
,
U Gembruch
1   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinik Bonn
,
A Müller
2   Abteilung für Neonatologie, Universitätsklinik Bonn
,
A Geipel
1   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinik Bonn
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Die intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) wird mit einer Prävalenz von 5-10 % beschrieben und kann verschiedene Ursachen haben. Die Kombination mit einem Polyhydramnion ist selten. Ziel der Studie war es, mögliche Ursachen und Prognoseparameter zu evaluieren und ggf. einen diagnostischen Algorithmus zu etablieren.

Material und Methoden Retrospektive Analyse von 108 Feten mit gleichzeitigem Vorliegen von IUGR und Polyhydramnion an einem tertiären Pränatalzentrum von 2003 bis 2019. Ein sonographisches Schätzgewicht ≤ 10. Perzentile (P.) definierte ein IUGR (Hadlock). Ein Polyhydramnion lag bei einer Fruchtwassermenge > 95. P. auf die gestationsalterbezogene Referenzkurve vor. Der Schweregrad des Polyhydramnions wurde anhand einer definierten AF-Ratio (AFI/SSW) beurteilt.

Ergebnisse In 39,8 % (n = 43) lag eine Chromosomenstörung (n = 39 numerisch, n = 4 strukturell), in 25 % der Fälle (n = 27) eine syndromale Erkrankung, in 4,6 % der Fälle eine Akinesie-Sequenz oder eine neuromuskuläre Erkrankung, in 3,7 % eine Skelettdysplasie und in 13,9 % eine isolierte Fehlbildung vor. Lediglich 10,2 % der Feten waren gesund. Das Gesamtüberleben lag bei 47,2 %. Die Erstdiagnose (ED) erfolgte im Durchschnitt in der 30 ± 4,9 SSW; 29,6 % (n = 32) wurden in der 20.-25. SSW festgestellt. In 43,8 % (14/32) der < 25 SSW diagnostizierten Fälle lag eine Aneuploidie vor, diese waren verglichen mit anderen Subgruppen von einem höheren Schweregrad eines IUGR’s betroffen (im Mittel 3,89 (± 1,93) P.). Die höchste AF-Ratio von 0,99 (± 0,28) wurde in der Subgruppe der fetalen Akinesie-Sequenzen ermittelt.

Zusammenfassung Die pränatale Detektion eines IUGR in Kombination mit einem Polyhydramnion erfordert eine detaillierte fetale Organdiagnostik inklusive einer gezielten genetischen Abklärung. Aneuploidien und syndromale Erkrankungen sind häufig, erstgenannte weisen meist eine extreme und frühe Wachstumsretardierungen auf. Das Spektrum weiterführender genetischer Abklärungsmöglichkeiten (Array, Panel) sollten genutzt werden.



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Article published online:
04 December 2020

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