Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 382
DOI: 10.1055/s-0040-1709281
„Best of the Best“: Die fünf besten Abstracts als freie Vorträge
Freitag, 11. Dezember 2020 9.15 Uhr, Saal K1/2

Stillverhalten der jungen Mütter – spielt die mütterliche Gesundheitskompetenz eine entscheidende Rolle? Querschnittsuntersuchung auf Basis der KUNOKids Gesundheitsstudie

T Graus
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Klinik St. Hedwig, Regensburg
,
B Seelbach-Göbel
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Klinik St. Hedwig, Regensburg
,
S Brandstetter
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken)
,
M Melter
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken)
,
M Kabesch
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken)
,
C Apfelbacher
3   Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Universität Magdeburg
,
MS Fill
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Klinik St. Hedwig, Regensburg
,
und die KUNO-Kids study group › Institutsangaben
 

Zielsetzung Ausschließliches Stillen bis zum Ende des vierten Monats hat mehrfach nachgewiesene positive Effekte auf die kindliche/mütterliche Gesundheit. In Deutschland werden nur 47,4 % der Kinder entsprechend der nationalen Stillempfehlungen gestillt. Die Gesundheitskompetenz, als eine entscheidende Determinante zur Gesundheitsförderung, erweist sich bei 54,3 % der Deutschen als eingeschränkt. In der vorliegenden Analyse wird die Assoziation zwischen mütterlicher Gesundheitskompetenz und Einhaltung der Stillempfehlungen (Zielgröße: Stilldauer) untersucht.

Methoden/Patienten/Materialien Bei allen in der KUNO-Kids-Gesundheitsstudie eingeschlossenen Mutter-Kind-Paaren wurden zu terminierten Zeitpunkten nach Entbindung mittels standardisiertem Interview/Fragebögen die Gesundheitskompetenz (HLS-EU-Q47, Dimension: HealthCare, HL-Score 0-50Punkte) sowie die Stilldauer (ausschließliches Stillen < 4/≥ 4 Monate) erhoben. Die Assoziation zwischen Gesundheitskompetenz (Dimension: HealthCare) und Stillen wird mittels logistischer Regressionsanalyse untersucht. Für potenziell konfundierende Variablen wurde in einem multivariablen Modell adjustiert.

Ergebnisse Bei den 1172 Mutter-Kind-Paaren (ø-SS-Dauer: 39,58Wo./ø-mütterliches Alter: 34,56 J.) lag die Stillquote zum Ende des vierten Monats bei 75,9 % (2-Tage-postpartum:87,9 %). Eine eingeschränkte (≤ 25 von 50P)/mangelhafte (26-33 von 50P) Gesundheitskompetenz lag bei 38,8 % vor. Im univariaten Modell zur Störvariablenidentifizierung zeigten u.a. mütterliche psychische Gesundheit, sportliche Aktivität sowie die Hebammennachbetreuung auf das Stillen sowie die Gesundheitskompetenz einen signifikanten Einfluss. Auch nach Adjustierung der konfundierenden Variablen konnte der vermutete positive Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz und Stillen nicht bestätigt werden (OR 0,984 [KI 0,963-1,007]).

Diskussion Die hohe Prävalenz unzureichender Gesundheitskompetenz bei Müttern kann mit einem höheren Krankheitsrisiko sowie einer Unter-/Über-/Fehlversorgung von Mutter/Kind einhergehen, zeigt in unserer Analyse jedoch keinen Einfluss auf das Stillverhalten. Dies lässt die Rolle sowie die Erfassung der Gesundheitskompetenz in vorliegendem Kollektiv diskutieren und zeigt die Notwendigkeit nach weiteren möglichen Einflussfaktoren des Stillens zu suchen und in diesem Bereich entsprechend gezielt zu fördern.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. Dezember 2020

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