Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 236-237
DOI: 10.1055/s-0040-1710257
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Determinanten einer Anorexie bei Aufnahme in eine akut-geriatrische Klinik

K Franz
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
2   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam - Rehbrücke, Abteilung Ernährung und Gerontologie, Nuthetal, Germany
,
N Unterleider
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
A Rödel
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
SJ Rochau
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
T Rothfelder
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
V Aykac
3   Evangelisches Geriatriezentrum Berlin, Berlin, Germany
4   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
U Müller-Werdan
3   Evangelisches Geriatriezentrum Berlin, Berlin, Germany
4   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
,
K Norman
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, AG Ernährung und Körperzusammensetzung i.R.d. Forschungsgruppe Geriatrie, Berlin, Germany
2   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam - Rehbrücke, Abteilung Ernährung und Gerontologie, Nuthetal, Germany
5   Universität Potsdam, Institut für Ernährungswissenschaften, Potsdam, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung Anorexie ist ein häufig im Alter auftretendes Syndrom und führt unbehandelt zu einer Mangelernährung [1]. In dieser Querschnittsstudie wurden potentielle Determinanten einer Anorexie bei älteren PatientInnen bei Krankenhausaufnahme analysiert.

Methodik Anorexie wurde mittels standardisierten Fragebogens (CNAQ-Score ≤28 Pkt.) bestimmt. Die Erfassung der oralen Nahrungsaufnahme erfolgte mittels 24-h Recall. Alter, Geschlecht (m/w), Polypharmazie (≥ 5 Medikamente/d vs. <  5/d), Anzahl der Komorbiditäten, Barthel Index (ADL-Score), Wohnsituation (alleinlebend/zusammenlebend), Bezugspersonen (keine/vorhanden), Schmerzen (ja/nein), Bettlägerigkeit (ja/nein) und CES-D Depressionsrisiko wurden in der binär logistischen Regression untersucht.

Ergebnisse Die Studienkohorte umfasste 322 ältere PatientInnen (61-98 Jahre). Die Anorexie kam bei 56,2 % der PatientInnen vor, die eine verringerte Zufuhr von Energie (17,4 ± 7,2 vs. 19,9 ± 8,2 kcal/kg KG/d, p = 0,007), Protein (0,7 ± 0,3 vs. 0,8 ± 0,4 g/kg KG/d, p = 0,003) und Fett (0,8 ± 0,4 vs. 0,9 ± 0,4 g/kg KG/d, p = 0,008) aufwiesen. Der CNAQ-Score korrelierte leicht mit der Anzahl an Komorbiditäten (r= - 0,111, p = 0,049), Barthel Index (r = 0,231, p < 0,001) und der Depressionsskala (r= - 0,510, p < 0,001). Eine höhere Depressionsskala erhöhte das Risiko für eine Anorexie (OR: 1,094, 95 %-KI: 1,061; 1,129, p < 0,001). In unserer Studienpopulation zeigten sich keine Assoziationen zwischen der Anorexie und den anderen Variablen: Alter (p = 0,953), männliches Geschlecht (p = 0,233), Polypharmazie (p = 0,651), Komorbiditäten (p = 0,575), ADL-Score (p = 0,088), Alleinleben (p = 0,627), keine Bezugspersonen (p = 0,879), Schmerzen (p = 0,406) und Immobilität (p = 0,518). Wurde das Depressionsrisiko jedoch aus dem Modell ausgeschlossen, so waren Schmerzen (OR: 2,468, 95 %-KI: 1,308; 4,656, p = 0,005) mit einem höheren Risiko für eine Anorexie, aber wiederum ein hoher Barthel-Index mit einem niedrigeren Risiko für eine Anorexie assoziiert (OR: 0,978, 95 %-KI: 0,963; 0,994 p = 0,007).

Schlussfolgerungen Appetitverlust im Alter und die daraus resultierende geringe Nahrungsaufnahme bei Aufnahme in das Krankenhaus wurde maßgeblich durch das Depressionsrisiko beeinflusst. Außerdem waren Schmerzen mit einem höheren Risiko für Anorexie und Selbstständigkeit in alltäglichen Aktivitäten mit einem niedrigeren Risiko für Anorexie assoziiert, sobald das Depressionsrisiko im Modell nicht berücksichtigt wurde.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Literatur

  • 1 Landi et al. , Nutrients, 2016