CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S12
DOI: 10.1055/s-0040-1710473
Poster
Aerodigestivtrakt

Case Report: Posttraumatische Ossifikation der Ligamenta stylohyoidei nach rezidivierenden Würgetraumata in der Kindheit

J Uçta
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für HNO, Berlin
,
V Segler
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für HNO, Berlin
,
R Seidl
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für HNO, Berlin
,
A Ernst
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für HNO, Berlin
› Author Affiliations
 

Einleitung Schluckstörungen sind vielgestaltig und werden nicht selten, wenn eindeutige Befunde fehlen, psychischen Erkrankungen zugeordnet.

Methoden Ein 41-jähriger Patient stellte sich mit ausgeprägter progredienter Odynodysphagie und Engegefühl mit Erstickungsangst seit sechs Monaten vor. Die Ernährung war nur mit flüssiger Kost möglich. Es bestand ein Z.n. langjährigem Missbrauch in der Kindheit mit häufigem Würgen. Es hatte sich eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Typ II ausgebildet.

Ergebnisse In der FEES zeigte sich die Kehlkopfhebung nahezu aufgehoben. Es bestand eine ausgeprägte Tonsillenhyperplasie. In der nativen CT des Halses fand sich eine beinahe vollständige Verknöcherung des Lig. stylohyoideum beidseits. Therapeutisch führten wir eine mediane Teilresektion des Os hyoideum von außen und eine enorale Resektion der Processus styloidei mit Tonsillotomie beidseits durch. Postoperativ war eine engmaschige Betreuung durch Schmerzdienst, Psychotraumatologie sowie eine intensive logopädische Übungstherapie notwendig. Der Patient ist heute in der Lage feste Nahrung zu sich zu nehmen. Seine PTBS ist unverändert. Schlussfolgerung: Medizinisch werden Schluckstörungen häufig voreilig abgestritten. In unserem Fall waren jegliche Voruntersuchungen unauffällig. Der Patient erlebte die Negation seiner Schluckbeschwerden als Wiederholung seiner Missbrauchssituation, welche in seiner Kindheit ebenfalls abgetan wurde. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass der Missbrauch die Ursache für die Verknöcherung der Ligamenta ist. Vergleichbare Fälle wurden bereits beschrieben. Somit sind eine ausführliche Anamnese und dynamische Untersuchungsverfahren (FEES, Videofluoroskopie) für eine Beurteilung von Schluckstörungen unabdingbar.



Publication History

Article published online:
10 June 2020

© 2020. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York