Fallbericht: 16-jährige Patientin mit Moraxella catarrhalis-Sepsis mit Halsphlegmone und akuter Pansinusitis bei Metamizol-induzierter Agranulozytose

Einleitung Metamizol ist eines der am häufigsten verschriebenen Analgetika. Die Agranulozytose ist eine seltene Nebenwirkung einer Metamizoleinnahme. Bei verzögerter Diagnosestellung kann sie zu schweren Verläufen mit Sepsis und Multiorganversagen führen.

Fall Wir berichten von einer 16jährigen Patientin, welche sich initial beim Kinderarzt mit Halsschmerzen und Dysphagie vorstellte und mit Cefuroxim anbehandelt wurde. Die Mutter berichtete zudem über einen chronischen Schmerzmittelabusus ihrer Tochter mit Metamizol bei Z.n. sexuellem Missbrauch in der frühen Kindheit. Bei ausbleibender Beschwerdelinderung und hohem Fieber erfolgte eine notfallmäßige Vorstellung in einer peripheren Rettungsstelle mit Feststellung einer Agranulozytose. Die Antibiose wurde eskaliert, im Abstrich und in der Blutkultur zeigte sich Moraxella catarrhalis. Die Patientin wurde im Verlauf intubiert und beatmet auf eine Kinderintensivstation aufgenommen. Zur Fokussuche erfolgte dort eine CT-Hals mit Feststellung einer Halsphlegmone sowie einer akuten Pansinusitis. Es erfolgte eine Verlegung in unsere HNO-Klinik zur Fokussanierung im Sinne einer endonasalen Pansinus-OP. Erst nach ausgedehnter Intensivstationären Behandlung kam es zu einem Beschwerderückgang, sodass die junge Patientin in eine neurologische Frühreha verlegt werden konnte.

Diskussion Klinisch zeigt sich eine Agranulozytose häufig zunächst über Halsschmerzen, Dysphagie und Cephalgie, sodass dem HNO-Arzt im Erstkontakt eine besondere Bedeutung zukommt, damit fulminante intensivpflichtige Verläufe verhindert werden können.

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Article published online:
10 June 2020