CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S204
DOI: 10.1055/s-0040-1711782
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Otologie

Re-Klassifikation genetischer Befunde bei hereditärer Schwerhörigkeit im Zeitverlauf

A Tropitzsch
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Tübingen
,
M Müller
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Tübingen
,
S Dofek
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Tübingen
,
P Gamerdinger
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Tübingen
,
H Löwenheim
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Tübingen
,
B Vona
1   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Tübingen
› Author Affiliations
 

Ursächliche Mutationen für eine genetische Schwerhörigkeit wurden bisher in insgesamt 128 Genen beschrieben. Für 354 Patienten wurde eine retrospektive Analyse genetischer Befunde auf der Basis von Genpanels von für Schwerhörigkeit bekannten Genen durchgeführt. Im Zeitraum von 2011–2018 wurde bei 84 % der Patienten eine genetische Variante diagnostiziert, bei 53 % wurde die Diagnose für genetisch bedingte Schwerhörigkeit gesichert oder ist sehr wahrscheinlich, dabei waren 58 Gene beteiligt, weitere 22 Gene waren unbeteiligt. Am häufigsten ursächlich für Hörstörungen wurden auf der Basis des im Zeitverlauf bekannten Wissens die Gene GJB2 (17.0 %), MYO15A (7.9 %), MYO7A (6.9 %), TECTA (4.8 %), WSF1 und TMPRSS3 (3.2 %), COL11A1, COL11A2, und MYO6 (2.7 %) eingestuft.

Darüber hinaus wiesen die primären Ergebnisse pathogene Varianten in den Genen MYO1A (8 Fälle, 2,1 %) und GJB6 (2 Fälle) als Ursache für genetischen Hörverlust auf. Nach Re-Klassifikation auf Basis der aktuellen Literatur kann die Klassifikationen als hörverlustassoziierte Gene für MYO1A und GJB6 nicht aufrechterhalten werden. Dies bedeutet, dass in diesen Patienten eine andere für Schwerhörigkeit ursächliche Mutation in einem mutmaßlich noch nicht bekannten Gen vorliegt. Bei diesen Patienten ist eine erneute Analyse ggf. mit Exom- oder Genom-Sequenzierung erforderlich, um eine genetische Diagnose zu stellen. Die Re-Analyse zeigt auch bei häufig betroffenen Genen wie MYO15A, dass einige der als pathogen angenommenen Varianten ebenfalls nicht mehr als pathogen eingestuft werden können.

Zusammenfassend sollten Daten, die vor der Festlegung eines Konsensusrahmens für die Varianteninterpretation untersucht wurden in bestimmten Zeitintervallen neu analysiert werden, um aktuellen Klassifikationen Rechnung tragen zu können.



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Article published online:
10 June 2020

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