Periphere Fazialisparese als Erstsymptom eines fortgeschrittenen Bronchialkarzinoms

Einleitung Die idiopathische periphere Fazialisparese ist die häufigste Hirnnervenläsion und zeigt meist einen guten Verlauf mit vollständiger Wiederherstellung der Nervenfunktion. Abzugrenzen sind seltenere sekundäre Ätiologien und zentrale Ursachen.

Material und Methoden Fallbericht einer 67-jährigen Patientin mit einer plötzlich aufgetretenen linksseitigen peripheren Fazialisparese Grad V nach House Brackmann. Eine Halssonographie und eine serologische Abklärung (HSV 1/2, VZV, Borrelien) zeigten sich unauffällig. Unter einer initial intravenösen und oral fortgeführten Glukortikoidtherapie kam es zu einer nahezu vollständigen Rückbildung der Nervenlähmung. Nach drei Monaten stellte sich die Patientin dann erneut mit dem Vollbild einer peripheren Fazialisparese vor.

Ergebnisse In einer weiterführenden cMRT und CT des Felsenbeins zeigte sich eine intraossäre metastasensuspekte Tumorformation der Felsenbeinspitze bis zum Dach der Paukenhöhle reichend und sich bis in die mittlere und hintere Schädelgrube ausbreitend. In einer ergänzenden CT von Thorax und Abdomen ließ sich schließlich eine malignomsuspekte Raumforderung zentral hilär links mit mediastinalen Lymphknotenmestastasen und metastasenverdächtige Läsionen der Leber und der Nebennieren beidseits darstellen. Die Diagnose eines Bronchialkarzinoms wurde bronchoskopisch bestätigt und eine palliative Chemotherapie eingeleitet, unter der die Patientin im weiteren Verlauf verstarb.

Schlussfolgerung / Diskussion In 25-40 % der Fälle liegen einer peripheren Fazialisparese sekundäre Ursachen zugrunde, die einer weiteren differentialdiagnostischen Abklärung bedürfen. Insbesondere bei prolongierten Verläufen sollte die Möglichkeit einer nicht-idiopathischen Genese immer berücksichtigt werden.

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Article published online:
10 June 2020