Differentialdiagnose einer einseitigen Odynophagie

Einleitung Die primäre Dissektion der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße entsteht durch die Einblutung aus den Vasa vasorum in die Tunica media oder zwischen Tunica media und Tunica adventitia. Die Inzidenz der spontanen Dissektion, d.h. einer Dissektion ohne fassbares auslösendes Ereignis oder nach Bagatelltrauma, beträgt 2,5-3/100.000 und führt unbehandelt in 70 % zu einem Insult.

Methoden Es erfolgte die notfallmäßige Vorstellung einer 54-jährigen Patientin mit seit 7 Tagen bestehender Abgeschlagenheit, Odynophagie, Zungenschmerzen und Otalgie. Stridor, Dyspnoe, Fieber und Dysphagie bestanden nicht.

Ergebnisse In der klinischen HNO- ärztlichen Untersuchung, inklusive B-Bild- Sonographie, zeigte sich ein unauffälliger Befund. Es wurde eine Druckdolenz zervikal rechts in Regio II ohne klinisches Korrelat angegeben. Die Patientin verließ die HNO- Klinik ohne die fachärztliche Besprechung abzuwarten und stellte sich 4 Wochen später mit einer intermittierenden Sehstörung des rechten Auges in der Klinik für Neurologie erneut vor. Die klinische neurologische Untersuchung war unauffällig. Im MRT Angio TOF zeigte sich ein kompletter Verschluss der gesamten rechten ACI mit V.a. auf akuten Mikroinfarkt der Corona radiata rechts. Es erfolgte die stationäre Aufnahme und Einleitung einer oralen Antikoagulation mit Phenprocoumon.

Schlussfolgerung Die spontane Dissektion der ACI ist eine seltene, jedoch nicht zu unterschätzende Differentialdiagnose, die bei Odynophagie ohne Infektparameter und unauffälligem Untersuchungsbefund in Betracht gezogen werden sollte. Bei fehlendem klinischen Korrelat zu spezifischen Symptomen empfiehlt sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit und ggf. Durchführung einer Bildgebung zur Sicherstellung der bestmöglichen Versorgung eines Patienten.

Poster-PDF A-1425.PDF

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Article published online:
07 August 2020