Z Gastroenterol 2020; 58(05): e88
DOI: 10.1055/s-0040-1712284
Gastroenterologie

Die Auswirkungen eines multispezies-Synbiotikums auf Mikrobiom-assoziierte Nebenwirkungen einer Langzeit-Protonen-Pumpen-Hemmer Therapie: Eine Pilotstudie

M Steinwender
Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
B Leber
Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
N Feldbacher
2   Medizinische Universität Graz; CBmed, Graz, Austria
,
I Komarova
Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
F Rainer
Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
A Blesl
Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
A Horvath
2   Medizinische Universität Graz; CBmed, Graz, Austria
,
V Stadlbauer-Köllner
Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
› Author Affiliations
 

Einleitung Protonenpumpenhemmer (PPI), oder umgangssprachlich auch,Magenschutz“ genannt, sind eine unverzichtbare therapeutische Maßnahme in der Gastroenterologie. Trotz allgemein guter Verträglichkeit, treten vor allem bei längerer Einnahme Nebenwirkungen auf, die teilweise mit den einhergehenden Veränderungen des Darmmikrobioms verbunden sind. Der Frage, inwiefern Probiotika die Veränderungen im Mikrobiom und somit das Nebenwirkungsprofil von PPI reduzieren können, wurde in dieser Studie nachgegangen.

Patienten/Methode In einer unverblindeten Pilotstudie wurden 56 PatientInnen mit Langzeit-PPI-Therapie ( > 6 Monate) rekrutiert, die für drei Monate zusätzlich täglich ein Multispezies-Probiotikum einnahmen. Fäkale Calprotectin- und Zonulin-Werte, Zusammensetzung des Darmmikrobioms, Lebensqualität, Vitamin B12-Spiegel, sowie Routinelaborparameter wurden analysiert.

Ergebnisse Sechsunddreißig PatientInnen, davon 17 Frauen und 19 Männer, beendeten die Studie laut Protokoll. PatientInnen wiesen erhöhte Calprotectin-Werte auf, die durch die Intervention nicht signifikant gesenkt werden konnten (−18.8 ng/mg; 95 %CI: −50.5; 12.9, p = 0.2). Lediglich 17 % der PatientInnen erreichten normale Calprotectin-Werte nach dreimonatiger Intervention. Die Reduktion des fäkalen Zonulins in der gesamten Kohorte erreichte keine statistische Signifikanz, erhöhte fäkale Zonulin-Werte konnten jedoch signifikant reduziert werden (−46.3 ng/mg; 95 %CI: −71.4; −21.2; p  <  0.001). Im Mikrobiom wurden nach der Intervention weniger Stomatobaculum (ein Mundkeim) sowie mehr Bacillus (durch das Studienprodukt zugeführt) festgestellt. Aspartat-Transaminase (AST)-Spiegel wurden signifikant reduziert. Die gastrointestinale Lebensqualität verbesserte sich signifikant, vor allem im Bereich der GI-Symptome. PatientInnen zeigten normale Vitamin B12-Spiegel, die sich durch die Intervention nicht veränderten. Albumin, Alkalische Phosphatase und Thrombozytenzahl wurden durch die Intervention innerhalb ihrer Normwerte erhöht.

Schlussfolgerung Zusammenfassend konnten durch die Gabe eines Multispezies-Probiotikums manche Nebenwirkungen einer Langzeit-PPI-Therapie, vor allem GI-Symptome, in Schach gehalten werden. Dennoch sind größere, Placebo-kontrollierte Studien notwendig, um die optimale Dosierung und Dauer der Intervention zu finden.



Publication History

Article published online:
26 May 2020

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