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DOI: 10.1055/s-0040-1713235
Schnittstellen der gynäkologischen Onkologie mit der Neurologie – eine Fallserie
Fragestellung: Neue effektive Therapien haben zu einem Wechsel der Metastasierungsmuster bei gynäkologischen Malignomen, insbesondere des Mamma- und Ovarialkarzinoms, geführt. Wir berichten von 6 konsekutiv diagnostizierten Patientinnen, welche eine unterschiedliche signifikante neurologisch-psychiatrische Symptomatik im Rahmen ihres Krankheitsverlaufs entwickelt haben.
Fallserie: Eine 67-jährige Patientin entwickelte im Rahmen eines ausgeprägt metastasierten Mammakarzinoms nach multiplen Systemtherapien plötzlich eine Amblyopie und Anakusis bds., die zur Diagnose einer Meningeosis carcinomatosa führten. Bei einer 44-jährigen Patientin mit metastasiertem Mammakarzinom erfolgte eine palliative Chemotherapie mit Nab-Paclitaxel und Atezolizumab. Bei rezidivierender Cephalea wurde mittels MR des Gehirnschädels und Liquorpunktion eine Meningeosis carcinomatosa diagnostiziert. Im weiteren Verlauf erfolgte eine intrathekale Methotrexat-Therapie via Ommaya-Reservoir. Eine 34-jährige Patientin erkrankte an einem inflammatorischen Mammakarzinom und entwickelte unter neoadjuvanter CTX rezidivierende epileptische Anfälle sowie eine Fazialisparese, sodass mittels MRT die Diagnose einer Meningeosis carcinomatosa gestellt und eine Therapie mit intrathekalem Methotrexat begonnen wurde. Eine 67-jährige Patientin entwickelte ein Jahr nach der Diagnose eines Ovarialkarzinoms mit neoadjuvanter CTX und Intervalldebulking eine ausgeprägte neurologische Symptomatik mit Sehstörungen, Ataxie und Dysphagie. Mittels Lumbalpunktion wurde zeitgleich eine Meningeosis carcinomatosa und ein Lambert-Eaton Syndrom diagnostiziert. Eine 55-jährige Patientin wies primär eine Standataxie, Dysarthrie, Wesensveränderung und ungerichteten Schwindel auf. Eine laparoskopische Adnexektomie führte zur Diagnose eines 1 cm großen Tubenkarzinoms mit paraneoplastischer subakuter Kleinhirndegeneration. Eine 71-jährige Zeugin Jehovas stellte sich mit einem bioptisch verifizierten serösen high-grade Ovarialkarzinom (FIGO III c, Karnofsky 50) und kürzlich diagnostiziertem Guillain-Barre-Syndrom vor. Sie lehnte eine Operation ab und erhielt primär eine platinhaltige Chemotherapie, welche zur Remission des Malignoms sowie der neurologischen Symptome führte.
Schlussfolgerung: Beim Auftreten signifikanter neurologischer Symptome sollte bei Patientinnen mit gynäkologischen Malignomen neben Gehirnmetastasen auch an eine Meningeosis carcinomatosa bzw. ein paraneoplastisches Syndrom gedacht werden.
Publication History
Article published online:
02 June 2020
Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York