Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2020; 14(03): 168
DOI: 10.1055/s-0040-1714488
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Nudging und Boosting auf Kinderspeisekarten? Eine verblindete, quasi-randomisierte Experimentalstudie in einem deutschen Vollservicerestaurant unter realen Bedingungen

S Schneider
1   Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim,, Mannheim, Deutschland
,
J Markovinovic
1   Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim,, Mannheim, Deutschland
,
J Mata
2   Universität Mannheim,, Fakultät für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie, Mannheim, Deutschland
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Einleitung Restaurants sind wichtige Teile des „food environments“ und stellen grundsätzlich ein ideales Setting für Ernährungsinterventionen dar. Dennoch fehlen Interventionsstudien zu Kinderspeisekarten weltweit bis dato fast völlig. Darum untersuchte die ‘MInt’ (Menu INTervention) Study, ob in einem realen Restaurant eine optimierte Kinderspeisekarte (Interventionskarte) zu signifikant mehr Bestellungen eines ernährungsphysiologisch günstigen Zielgerichtes führt als eine neutrale Kontrollkarte.

Methoden In einem klassischen Vollservicerestaurant führten wir ein quasi-randomisiertes Feldexperiment durch. Ein transdisziplinäres Expertenteam entwickelte zunächst ein ernährungsphysiologisch ausgewogenes Zielgericht für Kinder. Zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 wurde dieses im 2-Wochen-Rhythmus alternierend auf einer mit mehreren Nudging- und Boosting-Maßnahmen (Positionierung, Labeling, Ernährungsinformationen usw.) optimierten Interventionskarte oder auf der bisherigen Kinderspeisekarte (Kontrollkarte) präsentiert.

Ergebnisse Während der Experimentalphase erfolgten 585 Bestellungen von der Kinderspeisekarte (57% aus der Interventions- und 47% aus der Kontrollkarte), darunter 25mal das Zielgericht. Während der Interventionsphasen hatte das Zielgericht einen Anteil von 4.2% und während der Kontrollperioden einen Anteil von 4.4% an allen Bestellungen (p > 0.05).

Schlussfolgerung Interventionen durch die Optimierung von Kinderspeisekarten erscheinen auf den ersten Blick bestechend einfach, kosteneffektiv und effizient. Dass in einem realen Restaurantsetting eine für Kinder und Eltern attraktiv und informativ gestaltete sowie aufwändig vorgetestete Kinderspeisekarte offenbar keinerlei signifikanten Effekt zeigte, enttäuscht und wird im Kontext bisheriger Studien diskutiert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2020

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