Psychometrische Charakteristika und funktionelle Beeinträchtigung von präbariatrischen Patienten

Einleitung Adipöse Patienten vor bariatrischem Eingriff weisen häufig mentale Störungen auf, welche leitlinienkonform der Abklärung bedürfen und sich nach Intervention signifikant verschlimmern können.

Methoden In einer naturalistischen Pilotstudie an einer deutschen Universitätsklinik untersuchten wir 123 ambulante erwachsene Patienten, die sich zur psychosomatischen Evaluation eines bariatrischen Eingriffs vorstellten, sowohl klinisch wie psychometrisch u.a. mit dem Depressionsmodul des Gesundheitsbogens für Patienten, dem PHQ-15 zur Einschätzung des Schweregrads somatischer Symptome, dem EDE (Eating Disorder Examination-Questionnaire), AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification Test), Global Assessment of Functioning (GAF), Global Assessment of Relational Functioning (GARF) und dem WHO Disability Assessment Schedule (WHODAS 2.0).

Ergebnisse Im Vergleich zur Normalbevölkerung zeigen sich im PHQ-9 mit durchschnittlich 10,4 Punkten und PHQ-15 mit durchschnittlich 13 Punkten Hinweise auf eine signifikante depressive wie somatische Symptombelastung, der durchschnittliche EDE-Gesamtwert liegt bei 3,4, GAF bei 66,3%, GARF bei 71,5%, der AUDIT blieb durchwegs unauffällig. Hinsichtlich der Quantifizierung der Beeinträchtigungen der Aktivitäten und Partizipation zeigte sich im WHODAS 2.0 ein deutlich auffälliger Globalmittelwert von 19,6.

Schlussfolgerung Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die bio-psycho-sozialen Belastungen von adipösen Patienten in der präbariatrischen Evaluation mit einem überschaubaren Aufwand systematisch erfassbar sind und in der Zusammenschau mit deutlichen wie übergreifenden funktionellen Beeinträchtigung einhergehen.

Publication History

Article published online:
04 September 2020