Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e38
DOI: 10.1055/s-0040-1715055
Poster Wissenschaftliches Abstract
Freies Thema

Bevölkerungsbasierte Untersuchung zur Prävalenz einer erfolgten Reanimation bei Tumorpatienten am Lebensende [79]

B Dasch
1   Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH Bochum, Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerzmedizin, Bochum, Deutschland
,
P Zahn
1   Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH Bochum, Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerzmedizin, Bochum, Deutschland
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Fragestellung Die Reanimation stellt eine medizinische Notfallmaßnahme dar mit dem Ziel, einen lebensbedrohlichen Herzkreislaufstillstand schnellstmöglich zu beenden. Aus medizin-ethischer Sicht wird die Reanimation bei Patienten mit einer unheilbaren, zum Tode verlaufenden Erkrankung kontrovers beurteilt. Tumorpatienten sind hiervon besonders betroffen, da sie häufig an einer palliativen Krankheitssituation leiden. Wie häufig werden Tumorpatienten am Lebensende noch reanimiert?

Studiendesign Cross-sectional study.

Methodik Wir werteten alle Todesbescheinigungen des Jahres 2017 in ausgewählten Regionen Westfalens aus. Analysiert wurden ärztliche Angaben zur Reanimation und Todesursache. Identifiziert wurden Tumorpatienten mit und ohne Palliativsituation. Die Reanimationsprävalenz dieser Patienten wurde ermittelt und Einflussfaktoren mittels binärer multivariater Regression berechnet.

Ergebnis Insgesamt verstarben n = 8.496 Personen, hiervon n = 2.723 mit Tumordiagnose (32,1 %), wobei bei 80,9 % eine tumorbedingte Palliativsituation vorlag. Insgesamt wurden 163 Tumorpatienten und 1.006 Nicht-Tumorpatienten am Lebensende reanimiert, was einer Prävalenz von 6,0 % bzw. 17,4 % entspricht. Tumorpatienten in Palliativsituation erhielten in 3,4 % der Fälle eine kardiopulmonale Wiederbelebung. Mehrheitlich wurde die Reanimation im Krankenhaus durchgeführt (Tumorpatienten: 68,7 %). Als unabhängige Einflussfaktoren auf die Initiierung einer Reanimation erwiesen sich Geschlecht, Alter, Vorliegen einer Palliativsituation sowie Betreuung durch ein SAPV-Team.

Diskussion Sechs von Hundert Tumorpatienten und etwas mehr als drei von Hundert Tumorpatienten in Palliativsituation erfahren am Lebensende eine Reanimation. Demnach wird die Indikation zur Reanimation bei diesen Patienten im klinischen Alltag restriktiv gestellt.

Take Home Message für die Kongressbesucher Die Prävalenz einer erfolgten Reanimation am Lebensende beträgt bei Tumorpatienten 6,0 % und bei Tumorpatienten in Palliativsituation 3,4 %.

Offenlegungserklärung Der Autor ist mit einer Abstract Veröffentlichung einverstanden.



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Article published online:
31 August 2020

© Georg Thieme Verlag KG
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