Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e60
DOI: 10.1055/s-0040-1715239
Projekte/Best Practice
Freies Thema

Palliativ geht auch im Veterinärbereich [67]

PK Wirth
1   Pferdehof Wirth, Pferdepalliativhof, Vierlinden, Deutschland
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C Wirth
1   Pferdehof Wirth, Pferdepalliativhof, Vierlinden, Deutschland
› Institutsangaben
 

Idee/Ziel Etablierung der Palliativmedizin im Veterinärbereich

Erfahrungen/Ergebnisse Schimmelwallach, 25 Jahre alt in dtl. reduziertem AZ und EZ. Dieses Pferd hatte zahlreiche Melanome über den gesamten Körper verteilt, ein ausgedehntes Peniskarzinom ohne Beeinträchtigung der Miktion und litt unter starker Diarrhoe. Die Diarrhoe war bereits multipel therapiert worden. Täglich wurde die mit Stuhlwasser verunreinigte Region abgewaschen. Dadurch und dem weiteren Austritt des Stuhlwassers war die Haut wund und das Fell nur noch spärlich vorhanden.

Bei uns wurde dieses Pferd mit Magnetfeldtherapie behandelt, worauf das Stuhlwasser nach zwei Wochen komplett verschwunden war. Der AZ und EZ dieses Pferdes verbesserten sich ebenfalls zügig.

Das Peniskarzinom wuchs weiter, wurde nekrotisch und verbreitete den Geruch von Verwesung. Die Besitzerin wollte das Pferd euthanasieren lassen, in der Meinung, dass der Geruch das Pferd störe. Ihr wurde verständlich gemacht, dass der Geruch weder den Wallach selbst noch die anderen Pferde störe. Ihm wurde ein Deckengurt um den Bauch gespannt, an dem auf Höhe des Bauchnabels ein mit Repellentien getränktes Tuch befestigt war. Damit gelang es sehr gut, die lästigen Fliegen von dem zerfallenden Penistumor fern zu halten. Die Lebensqualität des Pferdes war nicht beeinträchtigt, denn es fraß mit großem Appetit, spielte und kraulte sich mit den anderen Artgenossen.

Im Laufe der Zeit nahmen die Melanome an Größe und Anzahl deutlich zu. Nach 10 Monaten hatte dieses Pferd eine Kolik, die sich nicht beseitigen ließ. Es bestand der hochgradige Verdacht, dass durch intraabdominelle Metastasen ein mechanischer Ileus entstanden war. Daraufhin wurde dieses Pferd euthanasiert.

Zur Pferdebesitzerin bestand noch einige Zeit lang Kontakt, um mit Gesprächen ihre Trauerarbeit zu unterstützen.

Diskussion der Übertragbarkeit (Chancen und Risiken) Auch Tiere profitieren von Palliativmedizin

Take Home Message für die Kongressbesucher Die Humanmedizin kann ein Vorbild für die Veterinärmedizin sein in Hinsicht auf die ethischen Vorstellungen von Verantwortung für das Lebewesen, Erhalt des Soziallebens und des in Würde alt Werdens und alt Seins



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
31. August 2020

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