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DOI: 10.1055/s-0040-1715240
Ist Sterbehilfe die Lösung? [71]
Idee/Ziel Etablierung der Palliativmedizin im Veterinärbereich
Erfahrungen/Ergebnisse Eines Tages hörten wir auf unserem Palliativpferdehof vom Hühnergehege her großen Lärm. Als wir hinauseilten, sahen wir ein älteres Huhn, das auch einen Katarakt bds. hatte, krampfend mit den Flügeln schlagend und mit dem Kopf in den Nacken verdreht am Boden liegen. Die Speichelfäden liefen ihm aus dem Schnabel und die anderen Hühner hackten auf ihm herum. Sofort nahmen wir es aus dem Gehege heraus.
Es handelte sich eindeutig um einen generalisierten Krampfanfall. Eine Integration mit den anderen Hühnern funktionierte nicht mehr.
Nach erneutem Krampfen begannen wir eine Einstellung zunächst auf Carbamazepin später bei Wirkungsverlust auf Levetiracetam. Täglich wurde es dem Futter untergemischt, immer so, dass das Hühnchen einerseits nicht zu müde war auf der anderen Seite aber kaum Anfälle auftraten. Damit war das Hühnchen fast anfallsfrei.
Eines Tages fanden wir das Hühnchen regungslos auf der Seite in seiner Schlafstätte liegen. Dabei stellten wir fest, dass es ab Hals abwärts eine komplette schlaffe Parese aufwies.
Jetzt stellte sich die Frage: „Leid ersparen und das Leben beenden oder Behandeln und weiter leben“?
Das Tier zeigte keinerlei Zeichen von Schmerzen oder Leiden. Also boten wir ihm Nahrung und Flüssigkeit an, die es zunächst ablehnte.
Nach zwei Tagen fing das Hühnchen an, die mittels Spritze angebotene Flüssigkeit wieder aufzunehmen. Auch begann es wieder, fröhlich zu „erzählen“, wenn es durch uns Ansprache bekam.
Es folgten physiotherapeutische Übungen, indem wir die Flügel, Beine und Zehen mehrmals täglich passiv bewegten. Zusätzlich behandelten wir mit Magnetfeldtherapie, so dass es nach mehreren Wochen zu einer vollkommenen Genesung unseres Palliativhühnchens kam. Während der ganzen Zeit der Genesung und danach äußerte es Zufriedenheit und Freude über das Leben.
Diskussion der Übertragbarkeit (Chancen und Risiken): Auch Tiere profitieren von Palliativmedizin
Take Home Message für die Kongressbesucher Vielleicht kann die Humanmedizin ein Vorbild für die Veterinärmedizin sein in Hinsicht auf Achtung des lebenden Individuums unabhängig von wirtschaftlichen Interessen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
31. August 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York