Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e63
DOI: 10.1055/s-0040-1715272
Projekte/Best Practice
Freies Thema

Was kann die Palliativmedizin lernen von den Kriegskindern? [306]

Dr. G von Appen
1   Hausarztpraxis, SAPV-Netz, Hiospizarzt, Bremervörde, Deutschland
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Idee/Ziel Alte seelische Belastungen berücksichtigen, dabei brechen die Tabus erst spät.

Intervention In der Beziehung sollten alte Belastungen auch im Hinblick auf Tabus offen angesprochen werden

Erfahrungen/Ergebnisse Ich will alles tun, damit Du nicht leiden musst! Ich lasse Dich nicht allein! Cicely Saunders und Elisabeth Kübler-Ross und die Hospizbewegung

Was kann die Palliativmedizin lernen von den Kriegskindern? Kriegskinder erzählen von dem Tabu: „Du darfst nicht aufhören zu kämpfen!“ Sie haben die Folgen getragen. Über 70 % der Bundesbürger befürworten eine gewerbsmäßige ärztliche Hilfestellung zum Suizid. So ist das wohl Ausdruck ihrer Angst, ihre Würde verlieren zu können. Was ist das für eine Gesellschaft in der ich meine Würde verlieren kann? Wieso vertrauen die Menschen nicht darauf, dass die Medizin in diesem Land unter allen Umständen ihre Würde verteidigen wird? Warum benutzen Ärzte so gerne die Metapher „Sie müssen jetzt kämpfen!“? Wieso „kämpft“ die Medizin gegen Krankheiten? Ist es ein Tabu, den Menschen eine Kapitulation zu erlauben? Ich kann und will Ihnen keine eigenen Antworten geben auf diese Fragen, vielmehr möchte ich sie mit Ihnen diskutieren Dazu möchte ich Sie einstimmen mit einem Vortrag Gerne ergänze ich mit „kleinen Biographie-Vignetten“ meiner Patienten.

Diskussion der Übertragbarkeit (Chancen und Risiken) Die Tabus sind bei den Kriegskindern so leicht zu erfragen; Missbrauch und Vernachlässigung in der Biographie sind aber grundsätzlich von Bedeutung.

Take Home Message für die Kongressbesucher Mut haben, die Tabus in der Gesellschaft, in unserer eigenen Biographie und bei unseren Begleitungen anzusprechen

Offenlegungserklärung Keine Interessenkonflikte



Publication History

Article published online:
31 August 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Quellenangaben

  • 1 Luise Reddemann; „Würde, Annäherung an einen vergessenen Wert…“
  • 2 Verena Kast, „Lebensrückblicks-Therapie“
  • 3 eigene „kleine Biographie-Vignetten“ eigener Kriegskinder-Patienten