Z Gastroenterol 2020; 58(08): e148
DOI: 10.1055/s-0040-1716130
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Die COVID-19 Pandemie aus Sicht von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

P.C. Grunert
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
P.A. Reuken
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
J. Stallhofer
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
N. Teich
2   Internistische Gemeinschaftspraxis für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten Leipzig & Schkeuditz, Leipzig, Deutschland
,
A. Stallmach
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Die Coronavirus disease 2019 (COVID-19)-Pandemie verändert das Leben der Menschen weltweit. Für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ist die Lage zusätzlich kompliziert: Der Einfluss von CED-Medikamenten und der CED selbst auf eine COVID-19 Erkrankung wird kontrovers diskutiert. Verhaltensanweisungen für CED Patienten sind zudem rar.

Ziel Erhebung von COVID-19-Prävalenz, -Exposition, -Wahrnehmung und -Informationsquellen, Medikamenten-Compliance, Verhalten und Arztkontakt von Patienten mit CED im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne CED.

Methodik Anonyme Fragebogenstudie von CED-Patienten (n=415) einer universitären CED-Sprechstunde und einer gastroenterologischen CED-Schwerpunktpraxis, verglichen mit nicht-CED-Teilnehmern (n=116) (4:1 Ratio).

Ergebnis CED-Patienten hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe mehr Angst vor einer COVID-19-Infektion. Die Angst war stärker bei Patienten, die Immunsuppressiva einnahmen und bezog sich sowohl auf Krankenhäuser und Arztpraxen als auch auf öffentliche Orte wie den Supermarkt.

CED-Patienten verließen das Haus seltener als ihre Mitbewohner/Partner. 90% der CED-Patienten berichteten, sich die Hände häufiger zu waschen als früher. Patienten, die Immunsuppressiva einnahmen, waren besorgt über Interaktionen mit einer COVID-19 Erkrankung, nicht hingegen Patienten, die Mesalazin einnahmen.

Trotz allem nahmen 96,4% der Patienten ihre Medikation unverändert weiter ein. Patienten holten sich Informationen über ihr Verhalten in der Corona-Pandemie primär über das Fernsehen und Internet-Nachrichtenseiten ein. Eine Videosprechstunde ist eine mögliche Option für Patienten, die jünger sind, mehr Angst vor Infektionen haben und das Haus seltener als ihre Mitbewohner/Partner verlassen, wohingegen die generelle Zustimmung für eine Videosprechstunde eingeschränkt ist.

Schlussfolgerung Patienten mit CED sind signifikant stärker von der COVID-19-Pandemie beeinträchtigt als Menschen ohne CED. Trotzdem halten sie sich an ihre Medikamentenpläne. COVID-19-Informationen müssen aktiv und CED-fokussiert vermittelt werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. September 2020

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