Z Gastroenterol 2020; 58(08): e192
DOI: 10.1055/s-0040-1716250
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

We Care! Screening and linkage-to-care bei Hepatitis C - Herausforderungen aus Sicht von Drogenkonsumenten

W Rensmann
1   aidshilfe dortmund e. v., Dortmund, Deutschland
,
D Schäffer
2   Deutsche Aidshilfe e.V., Berlin, Deutschland
,
S Christensen
3   Centrum für interdisziplinäre Medizin, Infektionserkrankungen, Münster, Deutschland
4   Universitätsklinikum Münster, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Münster, Deutschland
,
J Reimer
5   Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
,
E Lobner
6   Gilead Sciences GmbH, Martinsried/München, Deutschland
,
M Weischenberg
6   Gilead Sciences GmbH, Martinsried/München, Deutschland
,
M Gündogdu
6   Gilead Sciences GmbH, Martinsried/München, Deutschland
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Die fachärztliche Behandlung durch Gastroenterologen ist essentiell, um das WHO Ziel der HCV-Eliminierung in Deutschland zu erreichen. Dabei muss auch die Hauptrisikogruppe der Drogenkonsumenten an eine Therapie angebunden werden, was bislang nur unzureichend gelingt. Um die Versorgungsanbindung zu verbessern, werden im Projekt We Care! die von Drogenkonsumenten empfundenen Herausforderungen bei der HCV-Versorgung untersucht und in Empfehlungen überführt.

15 qualitative, leitfaden-basierte Interviews mit Drogenkonsumenten wurden von Sozialarbeitern in Drogenhilfeeinrichtungen in Dortmund und Köln durchgeführt. Ein Expertenkomitee begleitete die Leitfaden- und Ergebnisbewertung. Schwerpunkte der Interviews waren: Barrieren für Screening und Therapiedurchführung.

Die Fehleinschätzung des eigenen Infektionsrisikos und Angst vor den Folgen einer HCV-Infektion wurden als Testbarrieren identifiziert. Eine unbehandelte HCV-Infektion verursacht hohen psychischen Stress bei Befragten, zeitgleich fehlen zielgruppengerechte Gesprächsmöglichkeiten. Schlechte Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem, unzureichende Post-Diagnose-Beratung und fehlende Maßnahmen zur Therapieanbindung, Resignation und die Dominanz von Alltagsproblemen stellen zentrale Therapiebarrieren dar. Der Erfolg einer Therapie steht in Zusammenhang mit der professionellen Unterstützung bei Therapiebeginn, das individuelle Konsumverhalten und/oder die individuelle psychosoziale Situation zeigen sich kaum relevant. Ein unzureichendes Gesundheitsverhalten scheint oft mit einem verdrängenden Reaktionsmuster verbunden zu sein.

Für die erfolgreiche Therapieanbindung sind die enge Zusammenarbeit zwischen Gastroenterologen und Suchtberatern, die aktive Ansprache von gesundheitsrelevanten Themen sowie Hilfsangebote zur Therapieeinleitung erforderlich. Die Therapieadhärenz kann unabhängig vom individuellen Konsumverhalten durch eine kontinuierliche psychosoziale Begleitung erhöht werden. Bei der Beratung der Drogenkonsumenten ist generell eine Perspektivverlagerung von der Suchthilfe zur aktiven Gesundheitsförderung notwendig. Eine Analyse mit einer repräsentativen Stichprobengröße ist nötig, um genaue Aussagen zu Screening and Linkage-to-care-Maßnahmen zu treffen, die Hochrisikogruppen wie Drogenkonsumenten erreichen.



Publication History

Article published online:
08 September 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York