Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(05): 379
DOI: 10.1055/s-0040-1716615
Abstracts
Fachgruppe VAINS

Evaluation der Einsetzbarkeit und Reproduzierbarkeit der multidimensionalen „Glasgow Composite Measure Pain Scale“ für Katzen im klinischen Alltag und die Auswirkungen auf das Schmerzmanagement

A Chorbadzhieva
Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
A Schütter
Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
SBR Kästner
Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Ziel war die Etablierung einer deutschen Version der felinen Glasgow Composite Measure Pain Scale (GCMPS) im klinischen Alltag zur Dokumentation und Optimierung des Schmerzmanagements.

Material und Methoden Anwendbarkeit und Reproduzierbarkeit der GCMPS wurden in eine randomisierten, verblindeten, klinischen Studie mit 10 gesunden und 50 kranken Katzen evaluiert. Fünfzehn Personen (AR) mit unterschiedlicher Berufserfahrung und aus verschiedenen Spezialabteilungen, eingeteilt in 4 Untersuchungsteams (Anästhesie, Chirurgie, Internistik, Neurologie), erhoben einmalig den Schmerzscore jeder Katze. Als Vergleichswert wurde der GCMPS durch einen geschulten MitarbeiterIn (AC) erfasst. Durch die Bestimmung der Intraklassen-Korrelation wurde die Intrarater- und Interrater-Reliabilität ermittelt. Mittels Online Befragung wurden Probleme bzw. positive Aspekte in Hinblick auf eine Implementierung des GCMPS in den Klinikalltag sowie Verbesserungsvorschläge für die Skala erfragt.

Ergebnisse Es zeigten sich eine moderate Interrater-Reliabilität (ICC AR : 0,59) und eine gute Intrarater-Reliabilität (ICC AC : 0,88). Die Schmerzwerte von internistischen (AR: 3,06 ± 2,33, AC: 3,52 ± 2,34) und chirurgischen Patienten (AR: 3,78 ± 2,38, AC: 4,02 ± 2,72) unterschieden sich nicht. Alle Kontrolltiere wurden sicher als “nicht schmerzhaft“ eingestuft (AR: 0,77 ± 0,67, AC: 1,09 ± 0,83). Die schnelle Anwendung, das Integrieren von Mimik und das gezielte Monitoring des Schmerzmanagements wurden von den Mitarbeitern als positiv gesehen. Verbesserungsvorschläge waren: Klarere Formulierung von Fragestellung und Antwortmöglichkeiten, verbesserte grafische Darstellung der Gesichtsausdrücke, Anpassung an Krankheitsbild und Patienten sowie Berücksichtigung des Charakters des Tieres.

Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die feline GCMPS hatte eine gute Akzeptanz und eine moderate Interrater-Reliabilität. Die klinische Anwendung ist einfach und könnte bei internistischen sowie chirurgischen Patienten ein optimiertes Schmerzmanagement ermöglichen.

Limitationen In der klinischen Studie war es aufgrund von engen Zeitfenstern und Einbindung in andere Arbeitsablaufe nicht möglich, dass alle Untersucher alle Katzen evaluierten. Die Erhebung des GCMPS fand auf den Stationen statt, Tiere trugen teils Halskrägen oder Verbände, weshalb davon auszugehen ist, dass die Umgebung von einigen Patienten nicht als stressfrei wahrgenommen wurde.



Publication History

Article published online:
21 October 2020

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