Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(05): 380
DOI: 10.1055/s-0040-1716618
Abstracts
Fachgruppe VAINS

Vergleich verschiedener Ketamin-basierter Anästhesiemethoden beim Hund – Auswirkungen auf das Herzzeitvolumen und die Anästhesietiefe

L Dombrowski
Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
FJ Söbbeler
Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
SBR Kästner
Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Vergleich wiederholter intramuskulärer Ketamin-Dexmedetomidin-Bolusgaben (BOL) mit einer Ketamin-Dexmedetomidin-Dauertropfinfusion (DTI) bezüglich kardiovaskulärer Parameter und Anästhesietiefe bei Hunden. Arbeitshypothese war, dass kontinuierliche Applikationen eine geringere kardiovaskuläre Dämpfung induzieren als Nachinjektionen.

Material und Methoden Acht gesunde, adulte Beagle-Hunde wurden in einer randomisierten Cross-over-Studie untersucht. Hunde der Gruppe BOL erhielten 20 µg/kg Dexmedetomidin, 5 mg/kg Ketamin und 0,02 mg/kg Acepromazin intramuskulär. Hunde der Gruppe DTI erhielten Dexmedetomidin (20 µg/kg) und Acepromazin (0,02 mg/kg) intramuskulär, nach 10 Minuten folgte Ketamin (2 mg/kg) intravenös, anschließend startete die 90-minütige Dauertropfinfusion (Dexmedetomidin 5 µg/kg/h, Ketamin 2 mg/kg/h). Herzauswurfmessungen erfolgten mittels Lithiumdilution. Die Anästhesietiefe wurde durch Konstantstrom-Elektrostimulation (50 mA) mit subkutanen Nadelelektroden im 10-minütigen Abstand überprüft. Bei positiver Reaktion erhielten Hunde der Gruppe BOL die halbe Einleitungsdosis (Ketamin/Dexmedetomidin) intramuskulär, bei Hunden der Gruppe DTI erfolgte eine Verdopplung der Infusionsrate. Die Daten wurden mittels Dunnet’s Test und Tuckey-Kramer-Test oder Permutationstest, Wilcoxon-Signed-Rank-Test und Fisher’s Exact-Test (α = 5 %) analysiert.

Ergebnisse In Gruppe BOL sank die Herzfrequenz bis Versuchsende von 86 ± 17 auf 49 ± 7 Schläge/Minute. In Gruppe DTI sank sie initial von 87 ± 20 auf 35 ± 6 Schläge/Minute, stieg nach Ketamininjektion zum Basalwertniveau und fiel schließlich auf 55 ± 6 Schläge/Minute. Der Herzindex sank nach 15 Minuten in Gruppe BOL von 3,9 ± 0,9 auf 1,99 ± 0,4 l/min/m[2] und in Gruppe DTI von 3,72 ± 1,2 auf 1,79 ± 0,4 l/min/m[2]. Nach 5 Minuten stieg der mittlere arterielle Blutdruck signifikant an (Gruppe BOL: von 105 ± 7 auf 155 ± 19 mmHg, Gruppe DTI von 103 ± 5 auf 147 ± 11 mmHg) und blieb bis Versuchsende erhöht. Eine Nachdosierung/Dosiserhöhung war bei 6 Tieren in Gruppe BOL (4 Hunde 1-malig, 2 Hunde 2-malig) und 5 Tieren in Gruppe DTI (3 Hunde 1-malig, 2 Hunde 2-malig) nötig.

Schlussfolgerung Die Arbeitshypothese einer verbesserten kardiovaskulären Funktion mit Dauertropfinfusion wurde nicht bestätigt. Beide Protokolle sollten aufgrund ausgeprägter Reduktion der globalen Perfusion nur bei gesunden Hunden angewendet werden.



Publication History

Article published online:
21 October 2020

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