Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(05): 380-381
DOI: 10.1055/s-0040-1716619
Abstracts
Fachgruppe VAINS

Grundlagen der Notfall- und Intensivmedizin bei Laufvögeln

S Thiel-Jaster
Tiergesundheitsdienst Bayern e. V. – Geschäftsstelle Oberpfalz
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Obwohl die grundlegenden Prinzipien der Notfall- und Intensivmedizin bei allen Spezies gleich sind, gibt es spezielle Anforderungen für die Versorgung von Vögeln. Innerhalb dieser Gruppe stellen wiederum Laufvögel sowohl aufgrund ihrer Größe als auch einiger artspezifischer Merkmale eine Besonderheit dar.

Die Krankheitsanzeichen sind in der Regel sehr subtil. Sie umfassen u. a. eine fehlende Futter-/Wasseraufnahme, Apathie, Unruhe, asymmetrische Flügelhaltung, einen durchhängenden Hals sowie Dyspnoe. Da es sich bei Laufvögeln um Fluchttiere handelt, ist es für eine eingehende physische Untersuchung und Therapie sinnvoll, die Tiere mittels Kopfhaube optisch ruhigzustellen. Zudem kann ein entsprechender Untersuchungsstand verwendet werden. Erkrankte Tiere sollten in einer ruhigen Umgebung mit Sichtkontakt zu Artgenossen aufgestallt werden. Aufgrund ihrer vergleichsweise hohen metabolischen Rate sind vor allem Küken anfällig für eine Hypothermie, die Umgebungstemperatur sollte daher dem Alter entsprechend angepasst werden.

Für den vaskulären Zugang bieten sich die V. ulnaris, bei Küken auch die V. jugularis dexter und die V. metatarsalis plantaris superficialis an. Ein intraossärer Katheter stellt eine gute Alternative dar, wenn bei jungen Tieren kein Venenkatheter eingelegt werden kann. Hierfür wird im Bereich des Ulnakopfes vorsichtig in die Kortikalis eingebohrt, anschließend wird die korrekt platzierte Intraossärnadel mit der Haut vernäht. Eine gute Katheterpflege vorausgesetzt kann diese maximal 72 Stunden belassen werden. Eine milde Dehydratation lässt sich durch subkutane Infusion korrigieren. Bei der Intubation ist zu beachten, dass Laufvögel im Gegensatz zu anderen Vogelarten keine vollständig geschlossenen Trachealspangen aufweisen. Zudem besitzen Emus ein Trachealdivertikel, das zu schonen ist.

Der Einsatz von Medikamenten ist vergleichsweise unzuverlässiger als bei anderen Tierarten. Bei intramuskulären und subkutanen Injektionen sollten besonders wertvolle Fleisch- und Lederstücke geschont werden. Korti-kosteroide sollten nicht zum Einsatz kommen, da in der Regel die Kontraindikationen überwiegen. So kann durch die induzierte Immunsuppression die Entstehung einer Aspergillose begünstigt werden.

Besonders junge Tiere verfügen im Vergleich zu Säugetieren über eine hohe metabolische Rate. Dies führt zu einer relativ schnelleren Leerung der Glukosereserven. Küken sollten daher nicht länger als 2 Stunden fasten. Zur Energieversorgung eignen sich rohfaserreiche Formulierungen, die als Brei mittels Ösophagussonde eingegeben werden können.



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Article published online:
21 October 2020

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