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DOI: 10.1055/s-0040-1717182
Schwangerschaftsängste bei werdenden Vätern und Müttern: Ausprägung und assoziierte Faktoren
Zielsetzung Aktuelle Forschung zeigt, dass pränatale, schwangerschaftsbezogene Ängste, die sich unmittelbar auf den Übergang zur Elternschaft beziehen, die Gesundheit von Mutter und Kind langfristig prägen können. Dennoch werden diese Ängste in der Praxis bislang kaum berücksichtigt. Untersuchungen erfassen zudem meist nur die mütterliche Perspektive. Befragungen werdender Väter hinsichtlich pränataler psychischer Belastung oder schwangerschaftsbezogener Ängste sind rar, obwohl Väter zunehmend in die pränatale Vorsorge einbezogen werden und deren Bedeutung in früher Elternschaft und frühkindlicher Entwicklung erwiesen ist.
Die vorliegende Studie untersucht die Ausprägung verschiedener schwangerschaftsbezogener Ängste aus mütterlicher sowie väterlicher Perspektive und wie diese mit anderen Ebenen psychosozialer Belastung zusammenhängen.
Materialien Schwangerschaftsbezogene Ängste, allgemein ängstliche und depressive Belastung und erlebte soziale Unterstützung wurden mittels Fragebögen im Selbstbericht erfasst.
Methoden Als Teil einer großen, längsschnittlich angelegten Schwangerenkohorte wurden querschnittlich Daten von 186 werdenden Eltern (93 Paaren) im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester mittels t-Tests, Korrelationen und multipler Regressionen ausgewertet.
Ergebnisse Väter berichteten höhere sozioökonomische und familienbezogene Sorgen sowie höhere Sorgen hinsichtlich allgemeiner Gesundheit als Mütter. Bei beiden Elternteilen waren allgemein ängstlich-depressive Symptome und geringere erlebte soziale Unterstützung mit höheren schwangerschaftsbezogenen Ängsten assoziiert. Parität zeigte keinen Einfluss auf die berichteten Zusammenhänge.
Zusammenfassung Die Analysen unterstreichen, dass nicht nur für werdende Mütter, sondern auch ihre Partner schwangerschaftsbezogene Ängste relevant sind. Werdende Eltern mit einer ängstlichen und depressiven Vorbelastung sind besonders betroffen und benötigen erhöhte Aufmerksamkeit. Mögliche Schlussfolgerungen sowie präventive Ansätze wie die Thematisierung von Schwangerschaftsangst in der Pränatalversorgung oder die Stärkung sozialer Unterstützung werden diskutiert.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
07. Oktober 2020
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