Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S27
DOI: 10.1055/s-0040-1717254
Vortrag
DKOU20-132 Allgemeine Themen>24. Versorgungsforschung - Telemedizin

Inzidenz von stationär und ambulant versorgten distalen Radiusfrakturen in der älteren und betagten Bevölkerung

K Reiland
*   präsentierender Autor
1   Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
,
B Haastert
2   mediStatistica, Neuenrade
,
D Immel
3   AOK - Die Gesundheitskasse, Fachbereich Rehabilitations- und Pflegemanagement, Referat Rehabilitations- und Pflegeforschung, Stuttgart
,
W Arend
1   Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
,
S Thelen
4   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
,
J Windolf
4   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
,
A Icks
1   Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
,
S Andrich
1   Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Datenlage zur Inzidenz von distalen Radiusfrakturen (DRF) ist insbesondere bei älteren Menschen begrenzt. Häufig werden nur stationär- oder in der Notaufnahme behandelte DRF berücksichtigt, womit die Inzidenz aller Voraussicht nach unterschätzt wird. In Deutschland fehlen aktuelle populationsbasierte Daten vollständig. Ziel der Studie war die Schätzung der Inzidenz von DRF bei Versicherten ≥ 65 Jahren auf Grundlage von Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung aus dem stationären und ambulanten Bereich.

Methodik Es handelt sich um eine retrospektive Beobachtungstudie auf Basis von Routinedaten der AOK Baden-Württemberg (ca. 4,3 Millionen Versicherte). Ausgewertet wurden Versicherte im Alter von ≥ 65 Jahren im Zeitraum von 2011 bis 2013. In diese Analyse gingen nur durch einen zuvor mindestens über 1 Jahr vorliegenden “ereignisfreien Zeitraum” definierte Erstfrakturen ein. DRF wurden anhand der ICD-10-Codes S52.5 (inkl. Subdiagnosen) und S52.6 identifiziert. Die Schätzung der Inzidenzen erfolgte unter Annahme einer Poisson-Verteilung pro 100.000 Personenjahre (PJ) mit Angabe von approximativen

95%-Konfidenzintervallen [95% KI]. Es wurde eine Alters-Geschlechts-Standardisierung auf die deutsche Bevölkerung aus 2013 vorgenommen. Ergebnisse werden gesamt und stratifiziert nach Art der Versorgung - stationär mit einer DRF-ICD oder ausschließlich ambulant im ersten Jahr nach der Erstfraktur - Geschlecht und Alter (in 5 Jahres-Altersklassen) berichtet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die standardisierte Gesamtinzidenz beträgt 521 [510-531] pro 100.000 PJ, entsprechend 9.447 Versicherten mit DRF (87,4% weiblich, mittleres Alter 78,5 ± 7,4 Jahre). Insgesamt wurden 5.473 (57,9%) Versicherte im ersten Jahr nach der Diagnose stationär behandelt. Die standardisierte Inzidenz für stationäre Erstfrakturen liegt bei 301

[293-309] pro 100.000 PJ, für ambulante Erstfrakturen beträgt sie 220 [213-227] pro 100.000 PJ. Frauen weisen im Gegensatz zu Männern eine deutlich höhere standardisierte Inzidenz für DRF auf (767 [750-784] vs. 173 [163-183]). Geschlechtsspezifische Inzidenzen steigen für beide Sektoren mit dem Alter an, ausgenommen in den höchsten Altersklassen mit weniger Versicherten (Stationär: Frauen ab 65 bis ≥ 90 Jahren: 317; 362; 469; 646; 669; 663. Männer: 68; 71; 87; 107; 135; 92. Ambulant: Frauen 224;269; 337; 396; 443; 486. Männer 68; 68; 89; 118; 146; 118.).

Ein relevanter Anteil von DRF wird ambulant behandelt. Eine vollständige Betrachtung stationärer und ambulanter Versorgung ist von grundlegender Bedeutung, um die tatsächliche Inzidenz von DRF abschätzen zu können.

Stichwörter Inzidenzen, Routinedaten, distale Radiusfraktur, Frakturen der oberen Extremität



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Article published online:
15 October 2020

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