Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S59
DOI: 10.1055/s-0040-1717319
Poster
DKOU20-272 Grundlagenforschung>32. Implantatassoziierte Infektionen

Retrospektive Auswertung der infektiologischen Diagnostik bei vermeintlich aseptischen endoprothetischen Revisionsoperationen

A Fuchs
*   präsentierender Autor
1   Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg
,
I Ulrich
1   Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg
,
W Ebner
2   Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
,
H Schmal
1   Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg
,
L Konstantinidis
1   Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Zukünftig ist mit einem weiteren Anstieg endoprothetischer Revisionseingriffe zu rechnen. Hier spielt die Unterscheidung zwischen septischen und aseptischen Wechseloperationen eine wichtige Rolle. Im Rahmen dieser Studie sollte evaluiert werden ob bzw. in wie vielen Fällen vermeintlich aseptische Wechseloperationen tatsächlich zu einem relevanten mikrobiellen Befund führen.

Methodik Es wurden die klinischen Daten (epidemiologische Daten, serologische, mikrobiologische und pathologische Befunde) der Patienten ausgewertet, bei denen in den letzten 10 Jahren eine endoprothetische Wechseloperation durchgeführt wurde.

Eingeschlossen wurden primär alle Patienten, welche sich einem aseptischen Wechsel von Hüft- bzw. Knietotalendoprothese unterzogen. Ausschlusskriterien wurden definiert hinsichtlich Ätiologien von malignen Tumoren, pathologischen Frakturen sowie septischer Verläufe. Nach Identifizierung des Studienkollektivs erfolgte die Analyse sämtlicher histopathologischer und mikrobieller Befunde, welche anhand von während der Operation entnommenen Gewebe- bzw. Prothesenmaterialproben generiert wurden.

Eine Infektion wurde bei Vorliegen folgender Befunde angenommen:

  1. Keimnachweis in mehr als zwei Proben, wobei in mindestens zwei Proben derselbe Mikroorganismus nachgewiesen werden musste

  2. Keimnachweis in einer Probe plus ein positiver histopathologischer Befund (Typ II/III nach Krenn et al.).

Ergebnisse und Schlussfolgerung Bei aseptischen Revisionsoperationen des Hüftgelenks konnten im Untersuchungszeitraum (2008-2018) insgesamt 984 Patienten identifiziert werden, von denen anhand der Ein- und Ausschlusskriterien 632 in die Auswertung einbezogen wurden. In 80,3% des Studienkollektivs (528 Patienten) zeigte sich kein Keimnachweis, in 19,7% (104 Patienten) konnten Mikroorganismen nachgewiesen werden. Von diesen 104 vermeintlich positiven Befunden waren nach Analyse anhand der definierten Kriterien 15 als Infektion zu werten.

Bei Revisionseingriffen des Kniegelenks konnten in o.g. Zeitraum 539 Patienten identifiziert werden, von denen 257 in die Auswertung einbezogen wurden. Bei 80,2% (206 Patienten) zeigte sich kein Keimnachweis, bei 19,8% (51 Patienten) konnten Keime intraoperativ nachgewiesen werden. Von diesen 51 Befunden sind nach Auswertung 4 Fälle als Infektion zu werten.

In 2,4 % der vermeintlich aseptischen Revisionsoperationen des Hüftgelenks sowie 1,6 % der Revisionseingriffe des Kniegelenks konnte retrospektiv eine Infektion detektiert werden. Diese Daten sollten besonders im Hinblick auf die perioperative Antibiotika-Prophylaxe bei endoprothetischen Revisionseingriffen beachtet werden. So sollte im Falle unklarer Befunde bei kompletten endoprothetischen Wechseloperationen eine antibiotische Therapie bis zum Erhalt der mikrobiologischen Ergebnisse diskutiert werden. Die im Rahmen dieser Studie analysierten Antibiogramme könnten dabei helfen Antibiotikaregime zu etablieren.

Stichwörter Aseptische Revision, Keimnachweis, Revisionsendoprothetik



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Article published online:
15 October 2020

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