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DOI: 10.1055/s-0040-1717450
Haben alterstraumatologische Patienten mit einem erniedrigten Vitamin D Spiegel ein erhöhtes Risiko für eine höhergradige Beckeninsuffizienzfraktur?
Fragestellung Beckeninsuffizienzfrakturen (FFP-fragility fracture of the pelvis) spielen eine immer wichtigere Rolle in der Alterstraumatologie. Diese zunehmende Frakturentität geht mit einer Minderung der Knochenqualität einher und scheint durch eine zugrundliegende Osteomalazie oder Osteoporose begünstigt zu werden. Grundlage dieser Frakturen ist i.d.R. eine Osteomalazie, welche als Vit. D abhängige oder als hypophosphatämischen Form vorliegen kann. Klinisch gehen Beckeninsuffizienzfrakturen oftmals zudem mit einer Osteoporose einher. Daher war es das Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie in einem Klinikum der Maximalversorgung mit osteologischem Schwerpunktzentrum, die Vitamin D Spiegel von Patienten mit Beckeninsuffizienzfrakturen zu untersuchen.
Methodik Zur Erhebung der vorliegenden Daten erfolgte eine Auswertung der Klinikdatenbank. Von Januar 2010 bis Februar 2017 wurden Patienten im Alter > 80 Jahre, mit in der Schnittbildgebung nachgewiesener Beckeninsuffizienzfrakturen, eingeschlossen und von 2 unabhängigen Untersuchern klassifiziert. In dem Kollektiv wurde neben der Frakturentität nach einer Vit. D Spiegel Bestimmung gescreent. Eingeschlossen wurden Patienten, die sowohl konservativ als auch operativ versorgt wurden. Die Untersuchung wurde unter Annahme der Hypothese durchgeführt, dass höhere FFP-Frakturgrade mit einem niedrigeren Vit. D Spiegel assoziiert sind.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Die 278 (209 Frauen, 69 Männer) untersuchten Patienten waren im Durchschnitt 86,52 Jahre alt (+/- 4,4 SD). Insgesamt wurde bei nur 105/278 Patienten ein Osteoporose-Basislabor inklusive 25-OH Vit. D
Spiegel-Bestimmung durchgeführt. Von 105 untersuchten Patienten war der 25-OH Vit. D Spiegel bei n=46 < 10ng/ml (Gr. A), n=25 < 20ng/ml (Gr. B), n=14 20-30 ng/ml (Gr. C) und n=20 >30ng/ml (Gr. D). FFP Typ I Frakturen wurde nur jeweils 1x in Gr. A/B beobachtet, FFP Typ II fanden sich 42x in Gr. A, 19x in Gr. B, 11x in Gr. C und 17x in Gr. D. Es zeigte sich zudem kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen dem Vit. D Spiegel von operativ vs. konservativ versorgten FFP-Patienten.
Trotz der häufig zugrundeliegenden osteologischen Ursache von FFP-Frakturen wurde bei nur knapp 1/3 der Patienten überhaupt eine leitliniengerechte Labordiagnostik durchgeführt. Dies zeigt, dass die Bedeutung der Fraktur häufig unterschätzt wird. Ein Zusammenhang zwischen dem Grad der FFP und dem Ausmaß des 25-OH Vit. D Mangels konnte in der vorliegenden Untersuchung jedoch nicht nachgewiesen werden. Ebenso zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen konservativ/operativ versorgten FFP-Patienten.
Da FFPs eine klassische Insuffizienzfraktur darstellen, sollte eine additive, hoch dosierte Vit. D Supplementation inklusive der osteologischen Abklärung zukünftig eine höhere Bedeutung bei der Behandlung dieser Patienten haben. Eine suffiziente Kalziumhomöostase auf dem Boden eines ausgeglichenen 25-OH Vit. D Spiegels könnte bei FFP-Patienten zudem einen entscheidenden Einfluss auf das Behandlungsergebnis haben.
Stichwörter Osteoporose; Vitamin D; Alterstraumatologie; Beckeninsuffizienzfraktur; FFP; Indikatorfraktur
Publication History
Article published online:
15 October 2020
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