Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S150-S151
DOI: 10.1055/s-0040-1717512
Vortrag
DKOU20-708 Allgemeine Themen>19. Polytrauma

Das Fettembolie-Syndrom bei Patienten mit Femurfrakturen - Inzidenz, Diagnostik und Therapie: Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche.

M Lempert
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich
,
S Halvachizadeh
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich
,
J Hax
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich
,
P Ellanti
2   Galway Clinic, Department of Orthopedics, Galway
,
R Pfeifer
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich
,
HC Pape
› Author Affiliations
 

Fragestellung Das Fettembolie-Syndrom (FES) stellt eine gefürchtete Komplikation nach Femurfrakturen dar. Es beinhaltet respiratorische Dekompensation, ausgeprägte neurologische Defizite sowie Gerinnungsstörungen. Das Ziel dieser Review war es, die Inzidenz des FES in Abhängigkeit mit dem Verletzungsmechanismus über die letzten Jahrzehnte zu untersuchen sowie anerkannte und validierte Diagnosekriterien und Therapieempfehlungen für das FES zu beschreiben.

Methodik Eine systematische Literaturrecherche erfolgte in Medline, EMBASE, Web of Science und Cochrane Library nach entsprechenden MeSH Begriffen sowie nach deren Kombinationen. Einschluss von zitierten Publikationen. Suchzeitraum von 1960 bis 2019. Stratifikation der Literatur nach Untersuchungszeitraum in Gruppe 1 (1960 - 1979), Gruppe 2 (1980 - 1999), Gruppe 3 (2000 - 2019). Verletzungsmechanismen - verglichen unilaterale, bilaterale und pathologische unilaterale Femurfrakturen. Gruppenvergleich chi-squared test (diskrete Variablen), Berechnung Relatives Risiko.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Von 890 geprüften Artikeln wurden 15 eingeschlossen, gesamthaft 3095 Patienten mit 97 Fällen von FES. Inzidenz FES in Gruppe 1 (Mittelwert): 7.9 %, Gruppe 2: 4.8 % und Gruppe 3: 1.7 %, signifikante Abnahme der FES-Inzidenz über die Jahrzehnte (p < 0.001). Rate FES (Mittelwert) bei unilateralen traumatischen Frakturen 2.9 %, unilateralen pathologischen Frakturen 3.3 % und bilateralen traumatischen Frakturen 4.6 % (p < 0.001). Bilaterale Frakturen erhöhen das relative Risiko für FES um fast 50 % gegenüber unilateralen Frakturen. Traumatische unilaterale und pathologische unilaterale Femurfrakturen weisen ein vergleichbares Relatives Risiko für das FES auf. Es wurden keine adäquaten, validierten diagnostischen Kriterien, Therapieempfehlungen oder Präventionsmassnahmen für das FES beschrieben.

Die stetige Verbesserung des Managements von Patienten mit Femurfrakturen über die Zeit führte zu einem signifikanten Rückgang der Inzidenz des FES. Das Vorliegen bilateraler traumatischer Femurfrakturen erhöht das Risiko für das FES substanziell gegenüber unilateralen Frakturen. Seit der Einführung der Gurd-Wilson-Kriterien 1974 gab es keine relevanten Fortschritte in der klinischen oder laborchemischen Diagnostik des FES. In der Literatur sind keine universell akzeptierten und validierten Empfehlungen zur Therapie oder Prävention des FES beschrieben. Wir glauben, dass trotz der beschriebenen rückläufigen Inzidenz des FES weiterführende Untersuchungen bezüglich Diagnostik, Therapie und Prävention des FES gerechtfertigt und nötig sind.

Stichwörter Fettembolie Syndrom, Fettembolie, Diagnostik, Femurfrakturen, pathologische Femurfrakturen, bilaterale Femurfrakturen, Gurd Kriterien



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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